ATB-Market

48.45767048125935.024236545491Koordinaten: 48° 27′ 27,6″ N, 35° 1′ 27,3″ O

ATB-Market (kyrillisch «АТБ-Маркет»)[1]
Rechtsform TOW (Ukraine) (ukr.Товариство з обмеженою відповідальністю)[1]
Gründung 1993[1]
Sitz Oleksandr-Pol-Prospekt 40, 49101 Dnipro, Ukraine Ukraine (ukrainisch 49101, Україна, м. Дніпро, пр. А. Поля, 40)[2]
Leitung
  • Generaldirektor: Borys Markow[3]
  • Inhaber: Gennady Butkevich, Evgeny Ermakov und Viktor Karachun
Mitarbeiterzahl 55.000[4] - 60.000[1]
Umsatz 126,8 Mrd. Hrywnja[1][4]
Branche Einzelhandel
Website atbmarket.com
Stand: 2019
Modernisiertes ATB-Geschäft, 2017

ATB-Market (umgangssprachlich kyrillisch АТБ ATB) ist ein national tätiger ukrainischer Discounter und gehört als Tochterunternehmen zum „AgroTechBusiness“-Konzern[5] mit Hauptsitz in Dnipro. Die Kette ist der größte Lebensmitteleinzelhändler der Ukraine.[6]

Geschichte

Die Kette wurde 1993 als Zusammenschluss von sechs Märkten in Dnipro gegründet.[4] Erst 1998 bekam die Kette ihren heutigen Namen „ATB“, ein Akronym von „AgroTechBusiness“.[4]

Zum 10. Januar 2010 gab es insgesamt 372 Märkte in 114 Städten der Ukraine, die täglich von rund 1 Million Kunden besucht wurden. Davon befanden sich 139 Märkte (40 % aller Märkte) in der Oblast Dnipropetrowsk, danach folgte die Oblast Donezk mit 41 Märkten in 25 Städten und die Oblast Saporischschja mit 39 Läden in 10 Städten.[5]

Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland und dem Krieg in der Ukraine seit 2014 musste das Unternehmen 59 Läden und ein Verteilzentrum auf der Krim und 152 weitere Läden und ein weiteres Verteilzentrum in der Ostukraine schließen.[7] Das Unternehmen beziffert die Verluste mit 7 Mrd. Hrywnja.[7]

In diesem Zug wurde die neue Gesellschaft „PUD“ (russisch ООО «ПУД» OOO „PUD“) in der Stadt Krasnodar in der gleichnamigen Region Krasnodar 45.04094334917838.982472910862 registriert und alle Filialen in der Autonomen Republik Krim und der „Stadt mit SonderstatusSewastopol dahin ausgegliedert. Die Märkte wurden dabei in „PUD“ (russisch ПУД PUD als Akronym von «продукты у дома» "produkty u doma") umfirmiert.[8] Die Geschäfte wurden 2017 für 500 Millionen Rubel an die „Agrokomplex N. I. Tkatschow“ (rus. russisch Агрокомплекс имени Н. И. Ткачёва) des Gouverneurs der Region Krasnodar Alexander Nikolajewitsch Tkatschow, der durch die EU, Kanada und Australien nach der Krimannexion durch Russland sanktioniert wurde, verkauft. Der Gesellschaftssitz befindet sich eigenen Angaben zufolge inzwischen in der Stadt Simferopol 45.04094334917838.982472910862.[9]

Die Geschäfte in den besetzten Gebieten der Ostukraine wurden durch die Separatisten beschlagnahmt und anschließend durch Enteignung durch die "Volksrepubliken" verstaatlicht.

Die Leitung der Geschäfte auf dem Gebiet der Donezker Volksrepublik wurde an Stawros Bagatelija (russisch Ставрос Багателия) übertragen. Die Volksrepublik nennt ihn einen „abchasischen Freiwilligen“ und bezeichnet ihn wahlweise als „Kommandeur der internationalen Brigade 'Pjatnaschka'“ (rus. командир «интернациональной бригады» «Пятнашка») oder als „Stellvertreter des Oberbefehlshabers der republikanischen Garde der Donezker Volksrepublik“ (rus. «заместитель главнокомандующего республиканской гвардии ДНР»), die Supermärkte firmieren unter der Bezeichnung „Erster Republikanischer Supermarkt“ (rus. «Первый республиканский супермаркет»), in der Stadt Horliwka dagegen als „Impuls“.[10]

Die Läden auf dem Gebiet der Luhansker Volksrepublik firmieren unter der Bezeichnung „Völkischer“ (rus. «Народный» „Narodny“, Anmerkung: dieser Begriff ist im russischen nicht negativ konnotiert).[11]

Zum Geschäftsjahr 2019 gab es bereits 1088 Läden an 279 Standorten in 24 Oblasten der Ukraine und es werden 3,7 Millionen tägliche Kunden verzeichnet.[4]

Kritik

„Besonderer Blick“ Reportage 2015

In der am 10. Dezember 2015 ausgestrahlten Sendung „Besonderer Blick“ (Особый взгляд) beim Sender 5 Kanal wurde herausgestellt, dass die Discounterkette sehr häufig durch Skandale in Erscheinung tritt, darunter ein Fund von Würmern in Süßigkeiten und verschiedene Berichte von Kunden auf sozialen Medien über Ratten und Fledermäusen in den Geschäften.[12] Die Produzenten bezichtigen ATB darüber hinaus, „an der Verarmung der Ukrainer zu verdienen.“[12]

Von den Journalisten befragte Experten äußern sich besorgt über mögliche Gesundheitsschäden durch abgelaufene oder billige Produkte und Lebensmittel in ukrainischen Supermärkten und Discountern, darunter ebenfalls Produkte von ATB.[12]

Maksym Nesmejanow (russisch Максим Несмеянов Maksym Nesmejanow), Direktor des Verbraucherverbands der Ukraine (rus. Союз потребителей Украины Sojus Potribitelej Ukrainy), berichtet dazu folgendes:

«в отличие от европейских сетей, где на реализацию продукции с критическим сроком годности отводится несколько дней, в Украине такой товар продают, пока он не закончится на полках.»

„Im Unterschied zu europäischen Ketten, wo der Verkauf von Produkten mit kritischem Haltbarkeitsdatum nur wenige Tage möglich ist, werden in der Ukraine solche Waren verkauft, bis die Regale leer sind.“

Maksym Nesmejanow (russisch Максим Несмеянов)[12]

Der Verbraucherverband kritisiert darüber hinaus die Qualität der Handelsmarken in Hinsicht auf Zutaten und Zusammensetzung als auch auf andere Hygieneindikatoren.[12]

Weblinks

Commons: ATB-Market – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Website des Unternehmens (Sprachen: englisch, russisch, ukrainisch)

Einzelnachweise

  1. a b c d e "Über uns"-Seite. In: ATB-Market. Abgerufen am 27. April 2021 (ukrainisch, Originaltitel: Про Компанію). 
  2. "Kontakt"-Seite. In: ATB-Market. Abgerufen am 27. April 2021 (ukrainisch, Originaltitel: Контакти). 
  3. Borys Markow, Generaldirektor der ATB-Gruppe. In: trademaster.ua. Abgerufen am 27. April 2021 (russisch, Originaltitel: Борис Марков, Генеральный Директор Корпорации «АТБ»). 
  4. a b c d e Konzernunternehmen - ATB-Market - ATB Einzelhandelskette, der Marktführer in der Ukraine. In: ATB-Konzern. Abgerufen am 27. April 2021 (englisch, Originaltitel: Corporation Companies - ATB-Market - ATB Retail Chain, The Leader of Trade Industry in Ukraine). 
  5. a b ATB-Market. In: proretail.com.ua. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. April 2011; abgerufen am 27. April 2021 (russisch, Originaltitel: «АТБ-маркет»). 
  6. ATB-Market. In: proretail.com.ua. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. September 2011; abgerufen am 27. April 2021 (russisch, Originaltitel: 50 крупнейших: рейтинг продуктовых торговых сетей 2009 года). 
  7. a b Konzernunternehmen - ATB-Market - Geschichte. In: ATB-Konzern. Abgerufen am 27. April 2021 (englisch, Originaltitel: Corporation Companies - ATB-Market - ATB-Market History). 
  8. "ATB" wird auf der Krim in "PUD" umbenannt. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Februar 2016; abgerufen am 1. Mai 2021 (russisch, Originaltitel: «АТБ» в Крыму превратилось в «ПУД»). 
  9. Datenschutzhinweise. In: Offizielle Webpräsenz von "PUD". Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Mai 2021; abgerufen am 1. Mai 2021 (russisch, Originaltitel: Политика ООО «ПУД» в отношении обработки персональных данных; Oben im Artikeltext findet sich der ehemalige Sitz (vermutlich nicht aktualisiert worden) und unten in der Fußzeile dagegen die neue Anschrift).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pudmarket.ru 
  10. Ein Abchasischer Kämpfer ist Leiter der beschlagnahmten Supermärkte von "ATB" in Donezk geworden. In: ostro.org. 7. April 2015, abgerufen am 1. Mai 2021 (russisch, Originaltitel: Руководителем сети захваченных магазинов «АТБ» в Донецке стал боевик-абхаз). 
  11. In der Luhankser Volksrepublik wird eine staatliche Supermarktkette anstelle von ATB eröffnet. In: ostro.org. 7. April 2015, abgerufen am 1. Mai 2021 (russisch, Originaltitel: В ЛНР открывают государственную сеть супермаркетов вместо АТБ, – СМИ). 
  12. a b c d e Journalisten: ATB verdient an der Verarmung der Ukrainer. 11. Dezember 2015, abgerufen am 1. Mai 2021 (russisch, Originaltitel: Журналисты: АТБ зарабатывает на обнищании украинцев).