Camazepam

Strukturformel
Struktur von Camazepam
Allgemeines
Freiname Camazepam
Andere Namen

7-Chlor-2,3-dihydro-1-methyl-2-oxo-5-phenyl-1H-1,4-benzodiazepin-3-yl-(N,N-dimethyl)carbamidsäureester

Summenformel C19H18CIN3O3
Kurzbeschreibung

Weißes, krist. Pulver, in reinem Zustand geruchlos[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 36104-80-0
EG-Nummer 252-866-6
ECHA-InfoCard 100.048.046
PubChem 37367
ChemSpider 34285
DrugBank DB01489
Wikidata Q3651150
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N05BA15

Wirkstoffklasse
  • Benzodiazepin
  • Anxiolytikum
Eigenschaften
Molare Masse 371,8 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

173–174 °C[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]

Achtung

H- und P-Sätze H: 225​‐​302+312+332​‐​319
P: 210​‐​233​‐​240​‐​241​‐​242​‐​243​‐​261​‐​264​‐​270​‐​280​‐​301+312+330​‐​303+361+353​‐​304+340+312​‐​305+351+338​‐​363​‐​501[3]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Camazepam[5] ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Benzodiazepine und besitzt amnestische, anxiolytische, antikonvulsive, hypnotische, sedative und muskelrelaxierende Potenziale. Die anxiolytischen Eigenschaften sind besonders ausgeprägt, weshalb es in der Medizin als Anxiolytikum Verwendung findet.[6][7]

Camazepam wurde 1978 von Boehringer Ingelheim unter dem Fertigarzneimittelnamen Albego auf den Markt gebracht.[8] Es ist heute nicht mehr im Handel erhältlich.

Pharmakokinetik

Camazepam ist der Dimethylcarbaminsäure-Ester von Temazepam, das wiederum ein Metabolit von Diazepam ist. Aus Camazepam entstehen über 10 unterschiedliche Metabolite, unter anderem Temazepam, Oxazepam und Hydroxycamazepam.[9] Die Bioverfügbarkeit ist mit 90 % relativ hoch und die Äquivalenzdosis zu 10 mg Diazepam ist 20 mg.[10] Die Halbwertszeit liegt vermutlich zwischen 6,4 und 10,5 Stunden.[11] Eine kleine Studie an 25 Patienten hat gezeigt, dass die anxiolytische Wirkung des Camazepam der von Diazepam überlegen ist.[12]

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen sind Benommenheit, Schwindel, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit und Verwirrtheit. In selten Fällen kann eine paradoxe (gegensätzliche) Wirkung mit Erregung (Angst, Aggressivität, agitierter Verwirrtheitszustand) auftreten, die keinesfalls mit Dosissteigerung beantwortet werden darf. Camazepam weist wie alle Arzneistoffe aus der Benzodiazepin-Klasse ein hohes Abhängigkeits- und Missbrauchspotenzial auf.

Handelsnamen

Monopräparate

Albego (D, IT, CH, ES, alle nicht mehr im Handel), Limpidon (IT, ebenfalls außer Handel)

Einzelnachweise

  1. F.v. Bruchhausen, S. Ebel, A.W. Frahm, E. Hackenthal: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis Stoffe A-D. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-57995-0, S. 643 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  2. Patent US3799920: 1,4-BENZODIAZEPINE DERIVATIVES. Veröffentlicht am 29. Oktober 1974, Erfinder: G. Ferrari, C. Casagrande.
  3. a b Safety Data Sheet. (PDF) In: cerilliant.com. Cerilliant, abgerufen am 30. März 2019. 
  4. a b M Cesa-Bianchi, P Ghirardi, F Ravaccia: A preliminary double-blind study with SB 5833 (camazepam), a new benzodiazepine derivative. In: Arzneimittel-Forschung. Drug Research. 24. Jahrgang, Nr. 12, 1974, S. 2032, PMID 4156178. 
  5. DE Patent 2142181A1
  6. G Tallone, P Ghirardi, MC Bianchi: Reaction time to acoustic or visual stimuli after administration of camazepam and diazepam in man. In: Arzneimittelforschung 30. 30. Jahrgang, Nr. 6, 1980, S. 1021–1024, PMID 6106497. 
  7. Guthy H.: The medicinal treatment of anxiety in alcoholism in the withdrawal stage. In: MMW, Munchener Medizinische Wochenschrift. 117. Jahrgang, Nr. 35, 1975, S. 1390, PMID 241014. 
  8. William Andrew Publishing (Hrsg.): Pharmaceutical Manufacturing Encyclopedia. Elsevier, 2013, ISBN 978-0-8155-1856-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  9. A Morino, A Nakamura, K Nakanishi, N Tatewaki, M Sugiyama: Species differences in the disposition and metabolism of camazepam. In: Xenobiotica. 15. Jahrgang, Nr. 12, 1985, S. 1033–1043, PMID 2868575. 
  10. Lutz G. Schmidt (Hrsg.): Evidenzbasierte Suchtmedizin. Kapitel 7, 7.1 Hypnotika/Sedativa. Deutscher Ärzteverlag, 2006, ISBN 978-3-7691-0520-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  11. Legheand J, Cuisinaud G, Bernard N, Riotte M, Sassard J.: Pharmacokinetics of intravenous camazepam in dogs. In: Arzneimittelforschung. 32. Jahrgang, Nr. 7, 1982, S. 752–756, PMID 6127087. 
  12. R Deberdt: Camazepam versus diazepam: a double blind trial on psychoneurotic patients. In: Current Therapeutic Research. 17. Jahrgang, Nr. 1, 1975, S. 32–39, PMID 237742. 
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!