Coburger Pfingstkongress

Coburger Pfingstkongress am Pfingstmontag
Postkarte vom Coburger Pfingstkongress 1925
Briefmarke von 1993 – Veste Coburg, Stadthaus, Studenten beim Coburger Pfingstkongress und das farbige Band des Coburger Convents

Der Coburger Pfingstkongress ist eine jährliche[1] an Pfingsten in Coburg stattfindende Verbandstagung aller Mitgliedsverbindungen des Coburger Convents (CC), der Dachorganisation der deutschsprachigen studentischen Landsmannschaften und Turnerschaften.

Allgemeines

Die oberfränkische Stadt Coburg ist der Tagungsort des jeweils zu Pfingsten[2] stattfindenden Coburger Pfingstkongresses. 2008 feierte der CC seinen 140. Coburger Pfingstkongress. Diese Tradition führt zurück auf die Gründung eines Vorgängerdachverbands, des Allgemeinen Landsmannschafter-Convents (ALC), der am 1. März 1868 in Kassel gegründet wurde.

Geschichte

Coburger Pfingsttreffen 1927

Der Allgemeine Landsmannschafter Convent tagte bis 1871 an wechselnden Tagungsorten, ehe 1872 Coburg als ständiger Tagungsort festgelegt und der Verband in Coburger Landsmannschafter Convent umbenannt wurde. In der Geschichte des Coburger Pfingstkongresses kam es zu mehreren Unterbrechungen. So war der Coburger Landsmannschafter-Convent zwischen 1877 und 1882 aufgelöst. Des Weiteren kam es zu einer Unterbrechung während des Ersten Weltkriegs. Nach der 1936 beschlossenen Selbstauflösung fand erst 1951 bei der Gründung des „Coburger Convents“ wieder ein Coburger Pfingstkongress statt. In den 1950er Jahren lag die Teilnehmerzahl jeweils bei ca. 5000 Personen.[3]

Ablauf

Der Coburger Pfingstkongress beginnt jeweils am Freitag vor Pfingsten mit dem Einzug der präsidierenden Verbindung, die im weiteren Verlauf den Pfingstkongress auf dem Marktplatz eröffnet. Der Samstag beginnt mit der Hauptveranstaltung, dem sogenannten Coburger Generalconvent (CGC), an dem nur Delegierte teilnehmen. Gleichzeitig finden für alle Korporierten der CC-Tag für die Aktiven sowie der AHCC-Tag für die Alten Herren statt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Sportveranstaltungen[4] des „CC-Sportfests“ sowie am Abend den Festball des CC. Der Pfingstsonntag ist geprägt durch das Finale des Fußballturniers und zahlreiche Veranstaltungen wie beispielsweise den Besuch des Marktfrühschoppens in Seßlach oder diverse Kartell-Convente. Am Pfingstmontag findet die Kranzniederlegung am Ehrendenkmal der Stadt Coburg, ein Totengedenken am Ehrenmal des CC sowie am Abend der Festkommers im Festzelt am Anger mit anschließendem Fackelzug durch die Stadt statt. Am Dienstag beendet der Marktfrühschoppen mit der Coburger Bevölkerung auf dem Marktplatz den Pfingstkongress.

Coburger Generalconvent

Der Coburger Generalconvent[5] (CGC) ist das oberste Organ des Gesamtverbandes des Coburger Convents. Er behandelt alle Verbandsfragen, die nicht allein Fragen der Alten Herren des Coburger Convents (AHCC) oder des aktiven Coburger Convents betreffen. Auch werden die meisten der für den Gesamtverband wichtigen Funktionsträger gewählt und die Rechenschaftsberichte entgegengenommen. Er setzt sich aus dem CC-Tag und dem AHCC-Tag zusammen.

Das Stimmrecht ist so geregelt, dass auf die Aktivitates des CC einerseits und auf die AHV und VACC des AHCC andererseits jeweils 50 % an Stimmpunkten entfallen. Wenngleich nur die Stimmführer der Aktivitates, der AHV und der VACC stimmberechtigt sind, so hat doch jeder Bursche und Alter Herr des Coburger Convents ein Rederecht.

Ehrenmal im Coburger Hofgarten

Ehrenmal des CC im Coburger Hofgarten

Das Ehrenmal im Coburger Hofgarten wurde am 23. Mai 1926 zur Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder des Coburger LC nach einem Entwurf des Bildhauers Richard Kuöhl eingeweiht.[6]

Straftaten um den Kongress

Straftaten der Gegner des Coburger Pfingstkongresses

Im Rahmen des Kongresses kommt es immer wieder zu Straftaten von Gegendemonstranten. So wurde das Gefallenendenkmal des Öfteren beschädigt und beschmutzt,[7] so auch in 2018[8], 2020[9], 2023[10] und 2024[11]. Am 5. Mai 1997 wurde es zerstört.[12] Seit spätestens 2014 wird es daher vor und während des Pfingsttreffens des Coburger Convents rund um die Uhr durch einen Wachdienst geschützt,[7][13] so auch in 2023.[14]

In 2021 verursachten Sprayer mehrere tausend Euro Schaden am Ehrenmal des Coburger Convents und in der Innenstadt, indem sie linksmotivierte Zeichen und Texte anbrachten.[15]

In 2023 hat die Schwere und Anzahl der Straftaten nach Einschätzung der Polizei beim Pfingstkongress im Verhältnis zu den Vorjahren zugenommen.[10] So wurde das Festzelt am Anger mit Farbe beschmiert,[10] es wurden Mützen der Teilnehmer gestohlen und in zwei Fällen kam es zu Körperverletzungen bei Teilnehmern.[10] Im Jahr 2023 wurden mutmaßlich zwei Fahrzeuge durch Brandstiftung zerstört, wodurch ein Schaden von 20.000 Euro entstand.[10][16][17]

In 2024 wurde von CC-Gegnern eine stinkende Flüssigkeit im Festzelt des Convents verschüttet,[18] von welcher von den Ermittlern vermutet wurde, dass es sich bei dieser Substanz um Buttersäure handeln könnte.[7][11][19] Außerdem wurden vor einem Hotel Reifen an zwei Autos beschädigt worden, von dem eines einem CC-Teilnehmer gehörte.[11] Weiter wurden 5 "Verbindungsmützen", genauer Studentenmützen, gestohlen, 4 mal gegen das Vermummungsverbot auf Versammlungen verstoßen und 2 "Beamtenbeleidigungen" verzeichnet.[11] Außerdem ermittelte die Staatsanwaltschaft aufgrund eines Flyers gegen den Coburger Convent, welcher ihrer Auffassung nach zu Straftaten auffordere.[20]

Straftaten der Kongressteilnehmer

Im Mai 2018 kam es nach Informationen der SZ zu einem "Heil Hitler!" bei einer "semiprivaten" Veranstaltung, deren Aufklärung der CC aktiv behinderte. Das Verfahren wurde bereits im Mai 2019 wieder eingestellt.[21] Im Jahr 2023 wurde ein Journalist mit einer Fackel angegriffen.[22]

Kritik

Kritik am Kongress und den Kongressteilnehmern

Der Kongress sorgt regelmäßig für Kontroversen, wobei gerade der Fackelzug von Kritikern als Überbleibsel des Nationalsozialismus gesehen wird. Weiter werfen verschiedene Initiativen dem CC Nationalismus und patriarchale Strukturen vor.[23] Im Jahr 2024 machte die Stadt Coburg Auflagen wie weniger Fackelträger und mehr Ordner. Außerdem schloss der CC im Vorfeld die Landsmannschaft Thuringia Berlin wegen vergangener rechtsradikaler Parolen einzelner Mitglieder in Freiburg von der Veranstaltung aus.[23] Der Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) hingegen verteidigt den Kongress als traditionelle Veranstaltung, welche für die Einwohner Coburgs dazu gehöre. Und das, obwohl er in den vergangenen Jahren den Fackelzug selbst als "nicht mehr zeitgemäß" bezeichnet hatte.[23]

So werfen die "vornehmlich aus dem linken und alternativen Lager" stammenden Organisatoren der Veranstaltung vor, rückwärtsgewandt zu sein und dem Convent sexistisch und nationalistisch zu sein.[11][24]

Kritik an den Gegnern des Coburger Pfingstkongresses

In 2023 richtete sich der Tatverdacht bei den erfassten Straftaten nur gegen die "Convent-Gegner".[10][16] Nach Ansicht der Polizei seien die Straftaten und Verstöße auch in 2024 ausschließlich dem Lager der Gegner zuzurechnen.[11][18] Der Oberbürgermeister Coburgs Dominik Sauerteig kritisierte den unfriedlichen Verlauf des Kongresses 2023, da damals unter anderem ein Fahrzeug eines Conventteilnehmers in Brand gesteckt wurde.[23]

Siehe auch

Literatur

  • Studenten/Schlagende Verbände. Burschen heraus. In: Der Spiegel 24/1953 vom 10. Juni 1953, S. 26–29. Online-Version
  • Daniel Junker: Präsidierende setzt neue Akzente. Der Coburger Convent feiert in diesem Jahr sein 125jähriges Bestehen. In: Ostpreußenblatt vom 7. August 1993, Folge 32, S. 10.
  • Koburg als Kongreßstadt der Deutschen Landsmannschaft. In: Monographien deutscher Städte: Darstellung deutscher Städte und ihrer Arbeit in Wirtschaft, Finanzwesen, Hygiene, Sozialpolitik und Technik. Band 30: Erwin Stein: Coburg. Berlin 1929, S. 127 ff.
  • Informationen über den Pfingstkongress des Coburger Convents auf der Seite der Stadt Coburg

Einzelnachweise

  1. Paul Krische: Wie studiert man Chemie? Ein Ratgeber für alle, die sich dieser Wissenschaft widmen. Verlag W. Violet Stuttgart 1904; 2. Aufl. 1919, S. 57.
  2. Brockhaus Enzyklopädie in zwanzig Bänden: Siebzehnte völlig neu bearb. Aufl. des Grossen Brockhaus. Band 4. Wiesbaden 1968, S. 94.
  3. Fränkische Geographische Gesellschaft: Mitteilungen der Fränkischen Geographischen Gesellschaft. Band 1961, S. 136.
  4. Ulrike Claudia Hofmann: Coburger Convent. In: Historisches Lexikon Bayerns URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45968> (4. November 2013)
  5. Detlef Frische (Red.): Handbuch. Coburger Convent. Band 1: Wissenswertes und Hilfreiches. Verbandes Alter Herren des Coburger Convents (AHCC) e.V., München 2005, ISBN 3-930877-40-6, (Historia academica Sonderband 3).
  6. Coburger Zeitung 1924. Abgerufen am 17. August 2024. 
  7. a b c Coburg: Denkmalschutz rund um die Uhr - Neue Presse Coburg. Neue Presse Coburg, abgerufen am 17. August 2024. 
  8. Coburg: Unbekannte beschmieren Denkmal im Hofgarten. 17. Mai 2018, abgerufen am 18. August 2024 (deutsch). 
  9. Linksmotivierte Parolen: Ehrenmal des Coburger Convents im Hofgarten beschmiert. 12. Oktober 2020, abgerufen am 18. August 2024 (deutsch). 
  10. a b c d e f 155. Coburger Convent: Brandstiftung, Verletzte, Diebstähle – Polizei zieht Bilanz. 30. Mai 2023, abgerufen am 18. August 2024 (deutsch). 
  11. a b c d e f Buttersäure im Festzelt? Polizei zieht Bilanz zu Coburger Convent. 21. Mai 2024, abgerufen am 18. August 2024. 
  12. Harald Sandner: Coburg im 20. Jahrhundert. Die Chronik über die Stadt Coburg und das Haus Sachsen-Coburg und Gotha vom 1. Januar 1900 bis zum 31. Dezember 1999 – von der „guten alten Zeit“ bis zur Schwelle des 21. Jahrhunderts. Gegen das Vergessen. Verlagsanstalt Neue Presse, Coburg 2002, ISBN 3-00-006732-9, S. 358
  13. in Franken, 4. Juni 2014
  14. Neue Presse Coburg Germany: Coburger Hofgarten: Warum das Ehrenmal eingepackt wird - Neue Presse Coburg. Abgerufen am 18. August 2024. 
  15. Linksmotivierte Schmierereien in Coburg: Sprayer verursachen tausende Euro Schaden. 17. Mai 2021, abgerufen am 18. August 2024 (deutsch). 
  16. a b Neue Presse Coburg Germany: Coburger Convent: Straftaten gingen von Demonstranten aus - Neue Presse Coburg. Abgerufen am 18. August 2024. 
  17. Polizeipräsidium Oberfranken: Zeugenaufruf nach Brandstiftung bei Coburger Convent. 15. Juni 2023, abgerufen im Jahr 2024. 
  18. a b Coburger Convent: Polizei zieht überraschende Bilanz. 21. Mai 2024, abgerufen am 18. August 2024 (deutsch). 
  19. dpa: Kriminalität: Buttersäure in Festzelt? Bilanz zum Coburger Convent. In: Die Zeit. 21. Mai 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 18. August 2024]). 
  20. Neue Presse Coburg Germany: Aufforderung zu Straftaten: Ermittlungen wegen Flyer gegen Coburger Convent - Neue Presse Coburg. Abgerufen am 18. August 2024. 
  21. Christoph Ruf: Coburger Convent: Hitlergruß am Herrenklo. In: sueddeutsche.de. 19. Mai 2023, abgerufen am 17. August 2024. 
  22. Andi Ebert, Richard Padberg: Buttersäure beim Coburger Convent? Polizei ermittelt. In: br.de. 22. Mai 2024, abgerufen am 17. August 2024. 
  23. a b c d Richard Padberg: Umstrittener Pfingstkongress des Coburger Convents beginnt. In: br.de. 17. Mai 2024, abgerufen am 17. August 2024. 
  24. Pfingstkongress in der Vestestadt: Coburger Convent startet am Freitagabend. 3. Juni 2022, abgerufen am 18. August 2024 (deutsch).