Das Hohe Schloß

Das im Roman beschriebene Haus in der Bohdan-Łepki-Straße in Lemberg

Das Hohe Schloß (original: „Wysoki Zamek“) ist ein autobiographischer Roman von Stanisław Lem, in dem er seine Kindheit in den 1920er- und 1930er-Jahren im polnischen Lwów schildert. Das polnische Original erschien 1968 bei Czytelnik in Warschau, die deutsche Übersetzung wurde von Caesar Rymarowicz erstellt und erschien 1974. Das Werk bleibt vollkommen ohne phantastische Elemente und ist vor allem geprägt von Lems Versuch, aus der Perspektive des Kindes die Situationen und insbesondere Gegenstände zu schildern, die in seiner Kindheit eine Rolle spielten. Zeitgenössische Ereignisse werden allenfalls am Rande behandelt, beispielsweise mit der paramilitärischen Ausbildung Lems im Schlusskapitel, in der Bezüge zur Bedrohung Polens durch das Dritte Reich anklingen. Das namensgebende „Hohe Schloss“ wird erwähnt, nimmt aber keine prominente Rolle ein: es handelt sich um die Burg Lwiw.

Inhalt

In der Einleitung umreißt Lem sein Ziel, keine Jugendbiografie aus seiner erwachsenen Sicht zu schreiben und keine frühe Entwicklung hin zu seinem späteren Schaffen beschreiben zu wollen. Er beschließt sie mit dem Selbstvorwurf, er habe zwar „das Kind zu Wort kommen lassen, ohne es zu behindern, soweit das möglich ist“, sich aber „an ihm bereichert, habe seine Hosentaschen geplündert“.[1]

Im Folgenden beschreibt Lem sehr detailliert das Aufwachsen in seinem Elternhaus, die Entdeckungen, die er dort machte, beschreibt seinen eigenen kindlichen Charakter mit Stärken und Schwächen, um anschließend mit dem Entdecken der Stadt Lwów aus kindlicher Perspektive und seinen ersten Lese- und Schulerfahrungen fortzufahren. Mit einer Selbstreflexion über das selektive Erinnern und Verfälschen von Kindheitserinnerungen folgt ein unvermittelter Einschub, in dem Lem auf das ebenfalls stark autobiografische Werk „Das Hospital der Verklärung“ Bezug nimmt: die im „Hohen Schloß“ beschriebenen Kindheitserinnerungen seien auch teilweise für das „Hospital“ geschrieben worden. Die damaligen Fassungen seien ihm aber unaufrichtig und travestiert erschienen, woraufhin er sie gestrichen habe.

Mit der Gymnasialzeit und Erinnerungen an Schüler, Lehrer und die Subkulturen seiner Jugend setzt Lem die Geschichte seines Aufwachsens fort und geht auf einzelne Aspekte teils intensiv ein: seine Faszination für das Erstellen fiktiver Ausweisdokumente, eine frühe Begeisterung für das Erfindertum und dem Konstruieren diverser Apparate und Maschinen. In den letzten Kapiteln, die diese Themen umreißen, gehen die ansonsten meist beschreibend und anekdotisch bleibenden Beobachtungen auch teils in weiter gefasste Reflexionen über Kunst und Schöpfertum über.

Im letzten Kapitel beschreibt Lem – wieder aus der „erwachsenen“ Perspektive – hauptsächlich die „paramilitärische Schulung“ an seiner Schule um 1935, mit der das Buch endet und den Ausblick auf die folgenden Kriegsjahre andeutet.

Ausgaben

Erstausgabe: Das Hohe Schloß. Berlin, Verlag Volk und Welt, 1974.

Einzelnachweise

  1. Stanisław Lem, Caesar Rymarowicz, Stanisław Lem: Das hohe Schloß. 1. Aufl., [Nachdr.]. Suhrkamp, Frankfurt (Main) 1998, ISBN 3-518-38239-X. 
Werke von Stanisław Lem

Science-Fiction-Werke: 1946 Człowiek z Marsa (dt. Der Mensch vom Mars, 1989) | 1951 Astronauci (dt. Der Planet des Todes / Die Astronauten, 1954) | 1955 Obłok Magellana (dt. Gast im Weltraum, 1956) | 1957 Dzienniki gwiazdowe (dt. Sterntagebücher, 1961) | 1959 Eden (dt. Eden, 1960) | 1961 Solaris (dt. Solaris, 1972) | 1961 Pamiętnik znaleziony w wannie (dt. Memoiren, gefunden in der Badewanne, 1974) | 1961 Powrót z gwiazd (dt. Transfer / Rückkehr von den Sternen, 1974) | 1964 Niezwyciężony (dt. Der Unbesiegbare, 1967) | 1964 Bajki robotów (dt. Robotermärchen, 1969) | 1965 Cyberiada (dt. Kyberiade, 1983) | 1968 Opowieści o pilocie Pirxie (dt. Pilot Pirx, 1978) | 1968 Głos Pana (dt. Die Stimme des Herrn, 1981) | 1969 Opowiadania (dt. Nacht und Schimmel, 1972) | 1971 Kongres futurologiczny (dt. Der futurologische Kongreß, 1974) | 1976 Maska (dt. Die Maske, 1978) | 1981 Golem XIV (dt. Also sprach Golem, 1984) | 1982 Wizja Lokalna (dt. Lokaltermin, 1985) | 1986 Pokój na ziemi (dt. Der Flop / Frieden auf Erden, 1986) | 1987 Fiasko (dt. Fiasko, 1986) |

Verschiedene: 1951 Jacht „Paradise” (Theaterstück, mit Roman Hussarski) | 1955 Szpital przemienienia (dt. Die Irrungen des Dr. Stefan T. / Das Hospital der Verklärung, 1959) | 1957 Dialogi (dt. Dialoge, 1980) | 1959 Śledztwo (dt. Die Untersuchung, 1975) | 1964 Summa technologiae (dt. Summa technologiae, 1976) | 1968 Filozofia przypadku (dt. Philosophie des Zufalls, 1983 / 1985) | 1968 Wysoki Zamek (dt. Das Hohe Schloß, 1974) | 1970 Fantastyka i futurologia (dt. Phantastik und Futurologie, 1977 / 1980) | 1971 Doskonała próżnia (dt. Die vollkommene Leere, 1973; Das absolute Vakuum, 1984) | 1973 Wielkość urojona, (dt. Imaginäre Größe, 1976) | 1976 Katar(dt. Der Schnupfen 1976) | 1978 Rozprawy i szkice, (dt.  aufgeteilt auf Sade und die Spieltheorie, 1986; Über außersinnliche Wahrnehmung, 1987; Science-fiction: ein hoffnungsloser Fall mit Ausnahmen, 1987) | 1980 Prowokacja, (dt. Provokation, 1981) | 1983 One Human Minute, (dt. Eine Minute der Menschheit, 1983) | 1983 Weapon Systems of the 21st Century or the Upside Down Evolution, (dt. Waffensysteme des 21. Jahrhunderts, 1983) | 1983 The World as Holocaust, (dt. Das Katastrophenprinzip, 1983) | 1992 Die Vergangenheit der Zukunft | 1996 Tajemnica chińskiego pokoju, (dt. Die Technologiefalle, 2000) | 1999 Bomba megabitowa, (dt. Die Megabit-Bombe, 2003) | 2000 Okamgnienie, (dt. Riskante Konzepte, 2001) | 2003 DyLEMaty | 2006 Rasa drapieżców – Teksty ostatnie | 2009 Sknocony kryminał (posthum) |

Verfilmungen: 1960 Der schweigende Stern | 1963 Ikarie XB 1 | 1968 Solaris | 1972 Solaris | 1974 Die Untersuchung | 1978 Testflug zum Saturn | 2002 Solaris | 2007/2011 Ijon Tichy: Raumpilot

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