Gleichnis vom Feigenbaum ohne Früchte

Darstellung des Gleichnisses von Jan Luyken

Das von Jesus von Nazaret erzählte Gleichnis Vom Feigenbaum ohne Früchte handelt von einem Weinbergsbesitzer, der auf dem Weinberg einen fruchtlosen Feigenbaum hat, und seinem Gespräch mit dem Weingärtner. Das Gleichnis wird einzig im Evangelium nach Lukas überliefert und gehört somit zum lukanischen Sondergut. Es ist nicht zu verwechseln mit dem Gleichnis vom Feigenbaum und der Verfluchung des Feigenbaums.

Wortlaut

Das Gleichnis lautet wie folgt:

6 Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. 7 Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?
8 Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. 9 Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.“

Lukas 13,6-9 EU

Dem Gleichnis geht eine Mahnung zur Umkehr voraus, die im Vers unmittelbar vor der Gleichniserzählung gipfelt: „Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt“ (Lk 13,5 EU).

Deutungsansätze

Die Gleichnisgeschichte beschreibt eine Dreierkonstellation: der Weinbergsbesitzer, der Früchte erwartet, der Weingärtner, der den Baum noch ein Jahr pflegen will, und der Feigenbaum, der nicht die erwartete Frucht bringt. Ob der Baum die gewünschten Früchte brachte und er somit nicht umgehauen wird, wird in dem Gleichnis nicht erwähnt.

Allegorische Deutung

Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum als Aufforderung zur Buße an der Kanzel (1748) der Klosterkirche Aldersbach (Niederbayern)

In einem allegorischen Deutungsansatz steht der Weinbergsbesitzer für Gott. Der Weingärtner und der Feigenbaum wird uneinheitlich als Israel interpretiert.[1]

Weitere theologische Deutungen

Der Theologe Joachim Jeremias sieht folgende Kernaussage in dem Gleichnis: Gottes Barmherzigkeit ging bis zur Aufhebung des schon gefassten Strafentschlusses; der Weingärter will (durch das Düngen) „Unmögliches tun, das Letztmögliche versuchen“.[2]

Liturgische Verwendung

Die Perikope Lukas 13,1–9 EU wird nach katholischer Leseordnung am dritten Fastensonntag des Lesejahrs C sowie am Samstag der 29. Woche im Jahreskreis gelesen.

In der evangelischen Perikopenordnung ist Lukas 13,1–9 das Evangelium des Buß- und Bettags und Predigttext der Reihe I für diesen Tag.

Siehe auch

Literatur

  • Julius Alexander Detrich: Und er lehrte sie in Gleichnissen. Gleichnisse Jesu neu entdeckt – ein Predigtband. Books on Demand, 2001. Google Books

Weblinks

Commons: Gleichnis vom Feigenbaum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Sr. Margareta Gruber: Gerichtskonsequenz oder Gnadenchance? (PDF; 31 kB)

Einzelnachweise

  1. Vgl. Timothy Maurice Pianzin: Parables of Jesus: In the Light of Its Historical, Geographical & Socio-Cultural Setting. Tate Publishing, 2008, ISBN 1-60247-923-2, S. 236.
  2. Joachim Jeremias: Die Gleichnisse Jesu. Vandenhoeck & Ruprecht, 1998. S. 170

Gleichnisse in den synoptischen Evangelien:
Gleichnisse im engeren Sinn: Großes Abendmahl | Arbeiter im Weinberg | Bittender Freund | Blindensturz | Dieb in der Nacht | Ehrenplätze bei der Hochzeit | Feigenbaum | Feigenbaum ohne Früchte | Fischnetz | Haus auf Felsen und auf Sand gebaut | Herr und Knecht | Kluge und törichte Jungfrauen | Kostbare Perle | Licht unter dem Scheffel | Nadelöhr und Kamel | Neue Flicken auf dem alten Kleid | Neuer Wein in alten Schläuchen | Selbstwachsende Saat | Schatz im Acker | Pharisäer und Zöllner | Reicher Kornbauer | Spielende Kinder | Anvertraute Talente | Treuer Haushalter | Ungleiche Söhne | Ungerechter Richter | Ungerechter Haushalter | Unkraut unter dem Weizen | Böse Weingärtner | Sauerteig | Schalksknecht | Senfkorn | Turmbau und Kriegführen | Verlorener Groschen | Verlorenes Schaf | Verlorener Sohn | Vierfaches Ackerfeld | Wachsame Knechte | Zwei Schuldner
Weitere Bildreden und Beispielerzählungen: Barmherziger Samariter | Henne und Küken | Reicher Mann und armer Lazarus | Salz der Erde | Weltgericht

Bildreden bei Johannes:
Ich-bin-Worte: Ich bin das Brot des Lebens | Ich bin das Licht der Welt | Ich bin die Tür | Ich bin der gute Hirte | Ich bin die Auferstehung und das Leben | Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben | Ich bin der wahre Weinstock
Weitere Bildreden: Vom Weizenkorn | Die gebärende Frau