Iosseb Bardanaschwili

Iosseb Bardanaschwili (georgisch იოსებ ბარდანაშვილი; hebräisch יוסף ברדנשווילי; englische Schreibweise auch Ioseb Bardanashvili, Vorname auch Josef oder Iosif; geboren am 23. November 1948 in Batumi, Georgische SSR, Sowjetunion) ist ein georgischer und israelischer Komponist und Hochschullehrer.

Leben

Iosseb Bardanaschwili studierte von 1968 bis 1976 Komposition am Konservatorium Tiflis bei Aleksandre Schawersaschwili (1919–2003).[1] Ab 1973 unterrichtete er am Musikkolleg Batumi, das er von 1986 bis 1991 als Direktor leitete.[2] In den Jahren 1975/1976 und 1988 war er außerdem Composer in Residence am Akademischen Schota-Rustaweli-Theater in Tiflis.[3] 1987 erhielt er den Sakaria-Paliaschwili-Staatspreis.[2] In der autonomen georgischen Republik Adscharien wirkte er von 1993 bis 1994 als Vize-Kulturminister und organisierte in diesem Amt einige internationale Musikfestivals.[2]

1995 übersiedelte Bardanaschwili nach Israel.[4] Dort war er von 1996 bis 1999 Composer in Residence beim Raanana Symphonette Orchestra und später bei der Israel Camerata Jerusalem.[2] Zudem wirkte er als musikalischer Direktor der Internationalen Biennale für zeitgenössische Musik Tempus fugit in Tel Aviv (2002, 2004, 2006).[5] Daneben unterrichtete er am Camera Obscura College, an der Bar-Ilan-Universität und am Sapir Academic College.[4] Von 1999 bis 2010 war er Mitglied des Öffentlichkeitsrats im Ministerium für Kultur.[6]

Er ist Mitglied der Fakultät der Hochschule für Musik an der Universität Tel Aviv und der Jerusalem Academy of Music and Dance.[2]

Schaffen

Iosseb Bardanaschwili komponierte mehr als 100 Werke. Er schrieb Opern und Ballette, darunter eine der ersten georgischen Rock-Opern Alternative (1976) und das Rock-Ballett Tutor (1982), außerdem Orchestermusik wie etwa Sinfonien, sinfonische Dichtungen und Konzerte für Gitarre, Flöte, Klavier, Mandoline, Klarinette, Violine, Viola und Violoncello, ferner Vokal- und Kammermusik. Hinzu kommt die Musik für 55 Theaterproduktionen und 50 Filme,[2] u. a. für Hochzeit wider Willen (2001) und Die Maisinsel (2014).[7] Beeinflusst wurde seine Musiksprache von der Polystilistik Alfred Schnittkes und vom Werk Gija Kantschelis.[4]

In seinen Kompositionen versucht Bardanaschwili eine Synthese der georgischen und jüdischen Kulturen. Er verwendet zeitgenössische Kompositionsmethoden wie Zwölftontechnik, Aleatorik und Sonorismus, allerdings in einer freien, undogmatischen Weise. Als Inspiration dienen ihm unterschiedliche literarische Quellen, u. a. die jüdische Poesie des Mittelalters und Texte von Mark Aurel bis Michelangelo. Seine 1. Sinfonie Exodus (1980) gilt als Markstein seiner Entwicklung.[1] Children of God (1997/98) für Countertenor und Orchester verarbeitet Texte aus drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam in hebräischer, lateinischer und arabischer Sprache.[8] Zu seinen Hauptwerken zählt die Oper A Journey to the End of the Millennium (2005) nach einem Libretto von Abraham B. Jehoshua, komponiert zum 20-jährigen Bestehen der Israeli Opera. Seine 3. Sinfonie Bameh Madlikin entstand 2006 als Auftragswerk zum 70. Geburtstag des Israel Philharmonic Orchestra.[2]

Bardanaschwilis Werke wurden weltweit aufgeführt, interpretiert u. a. von Giora Feidman, Tabea Zimmermann, Natalia Gutman und Avi Avital, dirigiert u. a. von Zubin Mehta, Shlomo Mintz, Andres Mustonen, Steven Sloane und Uri Segal.[9]

Literatur

  • Ketevan Bolashvili: Bardanashvili, Ioseb. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  • Dushan Mihakek: Bardanashvili, Josef. In: Encyclopaedia Judaica. 2007; abgerufen am 28. November 2022 (englisch). 

Weblinks

  • Webpräsenz des Komponisten
  • Josef Bardanashvili. In: composers21.com. 2. Januar 2017; abgerufen am 28. November 2022 (englisch). 
  • Josef Bardanashvili bei AllMusic (englisch)

Einzelnachweise

  1. a b Ketevan Bolashvili: Bardanashvili, Ioseb. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  2. a b c d e f g Bardanashvili, Josef. In: Israel Music Institute. Abgerufen am 28. November 2022 (englisch). 
  3. Josef Bardanashvili. In: composers21.com. 2. Januar 2017; abgerufen am 28. November 2022 (englisch). 
  4. a b c Dushan Mihakek: Bardanashvili, Josef. In: Encyclopaedia Judaica. 2007; abgerufen am 28. November 2022 (englisch). 
  5. Haggai Hitron: The Experimental and the Surefire: The Sixth Biennale for Contemporary Music. In: Haaretz. 30. Oktober 2006; abgerufen am 29. November 2022 (englisch). 
  6. Bardanashvili, Josef. In: Verlag Neue Musik. 2022; abgerufen am 28. November 2022. 
  7. Josef Bardanashvili bei IMDb
  8. „Children of God“ to premiere on Radio Kan. In: symphonette.co.il. 30. Mai 2021; abgerufen am 28. November 2022 (englisch). 
  9. Josef Bardanashvili. In: israelcomposers.org. Abgerufen am 29. November 2022 (englisch). 
Normdaten (Person): GND: 1061642933 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n80165148 | VIAF: 479144782727021464216 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Bardanaschwili, Iosseb
ALTERNATIVNAMEN ბარდანაშვილი, იოსებ (georgisch); יוסף ברדנשווילי (hebräisch)
KURZBESCHREIBUNG georgischer und hebräischer Komponist
GEBURTSDATUM 23. November 1948
GEBURTSORT Batumi, Georgische SSR