Johann von der Leyten

Linker Flügel vom Sippenaltar (1511) in der Marburger Elisabethkirche
Rechter Flügel vom Sippenaltar (1511) in der Marburger Elisabethkirche

Johann von der Leyten (* um 1460 in Marburg; † 1530 ebenda) war ein Maler der frühen Renaissance in Deutschland. Seine Werkstatt in Marburg schuf ab etwa 1510 Tafelgemälde, Glasmalerei und Farbfassungen von Skulpturen. Bekannt ist er heute durch seine Zusammenarbeit mit dem Holzschnitzer Ludwig Juppe, mit dem er vier erhaltene Flügelaltäre für die Marburger Elisabethkirche schuf.

Leben

Johann von der Leyten stammte aus einer angesehenen Marburger Familie von Malern. Sein Vater Gerhard von der Leyten ist von 1454 bis 1503 in Marburg nachweisbar. Johann besaß einen Bruder Heinrich, der ebenfalls als Maler arbeitete. Die Familie stammte aus dem niederen Adel und führte ein Wappen, das Johann auch 1511 auf dem rechten Flügelgemälde des Marburger Sippenaltars anbrachte.

Wo Ludwig von der Leyten ausgebildet wurde, lässt sich zurzeit nicht angeben. Stilanalytisch kann festgestellt werden, dass er in einer Werkstatt am Mittelrhein im Raum Mainz oder Frankfurt am Main aus- oder weitergebildet worden ist. Das dürfte zwischen 1475 und 1485 geschehen sein. Das Werk des Malers in Marburg zeigt einige Motivähnlichkeiten mit dem Werk des Erhard Reuwich in Mainz (Darstellung von Bäumen, Ausbildung der Hände, Spiegelungen auf Wasserflächen).

Als ausgebildeter Maler arbeitete Johann zusammen mit seinem Bruder Heinrich für den landgräflichen Hof unter Landgraf Wilhelm III. Dort war ab 1493 der Wilhelmsbau im Osten des Marbruger Schlosses errichtet worden. Johann von der Leyten arbeitete dort 1497 zusammen mit seinem Bruder über drei Monate. Sie dürften also eine umfangreiche, vermutlich auch figürliche Ausgestaltung für die neuen höfischen Räume des Wilhelmsbaus geschaffen haben, von der keine Spur erhalten ist.[1]

Anschließend arbeitete Johann um 1500 als Hofmaler für Graf Johann V. von Nassau.[2]

Um 1510 richtete Johann von der Leyten in Marburg eine Werkstatt ein. Ein Grund dafür könnte der Großauftrag für die Tafelgemälde für vier Flügel- bzw. Wandelaltäre in der Elisabethkirche in Marburg gewesen sind, bei denen er mit dem ebenfalls gerade in seine Heimatstadt zurückgekehrten Bildschnitzer Ludwig Juppe zusammenarbeitete. Es gibt zwischen Malerei und Skulptur enge motivische Beziehungen, sodass es möglich ist, dass Entwürfe die Gattungsgrenzen überschritten.

Ab dieser Zeit arbeitete Meister Johann auch für den landgräflichen Hof in Marburg, z. B. in der Kapelle auf dem Marburger Schloss. Von der Leyten und Juppe führten beide zusammen in Marburg eine neue und innovative Kunst ein, die künstlerisch den Übergang von der Spätgotik zur Renaissance markiert. Mit der Hinwendung zur Reformation in Hessen unter Landgraf Philipp dem Großmütigen ab 1524 wurde diese erneuerte Kunst der Kirchenausstattungen der Tendenz nach hinfällig, aber diese Entwicklung zeigte erst kurz vor dem Tod von der Leytens ihre Wirkung.

Sein Bruder Heinrich war in Marburg als Fassmaler tätig. Ludwig war zeitweilig auch Baumeister in der Kirchenfabrik St. Marien in Marburg.

Werke

  • Ausmalung des Wilhelmsbaus des Marburger Schlosses 1497 (nicht erhalten)
  • Tafelgemälde auf den Klappflügeln und Fassung der vier Schnitzaltäre in der Marburger Elisabethkirche:

der Sippen-Altar 1511 der Johannes-Altar 1512 der St.-Georg- und St.-Martin-Altar der Elisabeth-Altar

  • zwei Wandgemälde in der Schlosskapelle des Marburger Schlosses (fragmentarisch erhalten)
  • Ausmalung des Marburger Rathauses.

Literatur

  • Emil Becker: Die Malerei am Dillenburger Grafenhofe im 15. bis 18. Jahrhundert. In: Nassauische Annalen 69 (1958), S. 94–134.
  • Küch, Friedrich: Marburger Kunstleben am Ausgange des Mittelalters, in: Hessen Kunst 1906.
  • Lemberg, Margret: Die Flügelaltäre von Ludwig Juppe und Johann von der Leyten in der Elisabethkirche zu Marburg. Historische Kommission für Hessen, Marburg 2011, ISBN 978-3-94-222513-7.
  • Neuber, Johannes: Ludwig Juppe, ein Marburger Plastiker am Ausgang des Mittelalters, Marburg 1914, S. 12–15, ISBN 978-1-72-141850-3.

Einzelnachweise

  1. Reinhard Gutbier: Der landgräfliche Hofbaumeister Hans Jakob von Ettlingen. Eine Studie zum herrschaftlichen Wehr- und Wohnbau des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Darmstadt, Marburg 1973, S. 126. Die Arbeiten begannen am 21. August 1497.
  2. Ausführlich zu den urkundlichen Belegen zu von der Leyten: Emil Becker: Die Malerei am Dillenburger Grafenhofe im 15. bis 18. Jahrhundert. In: Nassauische Annalen 69 (1958), S. 94–134.
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Personendaten
NAME Leyten, Johann von der
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und Fassmaler der nordalpinen Renaissance
GEBURTSDATUM um 1460
GEBURTSORT Marburg
STERBEDATUM 1530
STERBEORT Marburg