Kaibauk

Mehrstufiges Kaibauk aus Osttimor
Kaibauk in Oe-Cusse Ambeno

Der auf Tetum als Kaibauk bezeichnete Kopfschmuck ist ein traditionelles, timoresisches Herrschaftssymbol der Liurai (timoresischer Herrscher), das sowohl von Männern als auch von Frauen wie eine Krone auf dem Kopf getragen wird. Auf Naueti wird das Kaibauk wula soru genannt.

Hintergrund

Das Kaibauk besteht traditionell aus Silber und hat die Form der Hörner des Wasserbüffels. Manchmal sind diese mit weiteren Hörnern oberhalb durch eine Stange verbunden. Sie sind männliche Symbole, die gleichzeitig mit der Sonne, Hitze, Aktivität, Sicherheit und politische Macht in Verbindung gebracht werden. Das weibliche Pendant zum Kaibauk ist das Belak, eine runde Bronzescheibe als Symbol des Mondes, die auf der Brust getragen wird. Das Weibliche wird mit Kälte, Passivität, Fruchtbarkeit und ritueller Macht gleichgesetzt. Kaibauk und Belak zusammen symbolisieren, indem sie sich ergänzen, Harmonie und Balance.[1]

Seine Wurzeln hat das Kaibauk in der animistischen traditionellen Religion Timors. Noch heute findet man auf den Gräbern Angehöriger der timoresischen Adelsfamilien Büffelhörner, obwohl die meisten Timoresen inzwischen Katholiken sind.

Verwendung findet das Symbol auch auf der Vorderseite der Münzen Osttimors und in der osttimoresischen Heraldik. So findet es sich in Wappen und Flaggen von den ehemaligen Widerstandsbewegungen FALINTIL und CNRT oder auch in den Flaggen mehrerer osttimoresischer Parteien, wie KOTA, PDRT, PPT, UDT und UNDERTIM.

Papst Franziskus deutete bei seinem Besuch in Osttimor 2024 Kaibauk und Belak] in einem christlichen Sinne. Die Kaibauk bedeute Energie und Wärme und könne „die lebensspendende Kraft Gottes darstellen“. Weil die Kaibauk als Krone am Kopf getragen wird, zeige es, „dass auch wir mit dem Licht des Wortes Gottes und mit der Kraft seiner Gnade durch unsere Entscheidungen und Handlungen am großen Heilsplan mitwirken können.“ Das Belak, wird auf der Brust getragen und ergänze das erste. Es erinnere laut Franziskus an den Mondschein, „der in der Nacht das Licht der Sonne bescheiden reflektiert“. Das Belak stehe für Frieden, Fruchtbarkeit, Sanftheit und mithin für „die Zärtlichkeit der Mutter, die mit dem zarten Widerschein ihrer Liebe alles, was sie berührt, mit demselben Licht erstrahlen lässt, das sie von Gott empfängt.“ Mit diesen beiden Eigenschaften interpretierte der Papst, „Kraft und Zärtlichkeit von Vater und Mutter“, zeige Gott „sein Königtum, das aus Liebe und Barmherzigkeit besteht“.[2]

Galerie

  • Westtimoresischer Krieger im Jahr 1875 auf einem alten Stich der Expedition der Gazelle
    Westtimoresischer Krieger im Jahr 1875 auf einem alten Stich der Expedition der Gazelle
  • Westtimoresischer Krieger im Jahr 1875 auf einem alten Stich der Expedition der Gazelle
    Westtimoresischer Krieger im Jahr 1875 auf einem alten Stich der Expedition der Gazelle
  • Westtimoresische Adlige während der Kolonialzeit mit einer Bambuszither Sasando links vorne
    Westtimoresische Adlige während der Kolonialzeit mit einer Bambuszither Sasando links vorne
  • Flagge der PPT mit Kaibauk als Krone
    Flagge der PPT mit Kaibauk als Krone
  • Beim alten Wappen Osttimors ist die Kaibauk-Krone stilisiert
    Beim alten Wappen Osttimors ist die Kaibauk-Krone stilisiert
  • 50-Centavos-Münze aus Osttimor. Das Kaibauk findet sich auf allen Münzen
    50-Centavos-Münze aus Osttimor. Das Kaibauk findet sich auf allen Münzen
  • Kaibauk und Belak in Ermera
    Kaibauk und Belak in Ermera
  • Kaibauk in Manatuto
    Kaibauk in Manatuto
  • Kaibauk in Suai/Cova Lima
    Kaibauk in Suai/Cova Lima
  • Kaibauk und Belak in Estado
    Kaibauk und Belak in Estado
  • Tür mit geschnitzter Kaibauk aus Bobonaro (um 1920)
    Tür mit geschnitzter Kaibauk aus Bobonaro (um 1920)

Siehe auch

Commons: Kaibauk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Josh Trindade: Lulik: The Core of Timorese Values, abgerufen am 6. November 2017.
  2. Vatican News: Papst bei Messe in Osttimor: Sich für andere klein machen, abgerufen am 10. September 2024.