Kiepert-Hyperbel

Kiepert-Hyperbel mit ausgezeichneten Punkten (Dreieckszentren)

Die Kiepert-Hyperbel eines Dreieck, benannt nach Ludwig Kiepert, ist eine spezielle Hyperbel, die durch die drei Eckpunkte des Dreiecks und eine Reihe seiner ausgezeichneten Punkte verläuft.

Definition

Ausgangsdreieck A B C {\displaystyle \triangle ABC} , Kiepert-Dreieck: D E F {\displaystyle \triangle DEF} , Perspektivitätszentrum P {\displaystyle P} , gleich große Basiswinkel (grün), Kiepert-Hyperbel (rot)

An den Seiten eines Dreiecks A B C {\displaystyle \triangle ABC} werden drei ähnliche gleichschenklige Dreiecke A B F {\displaystyle \triangle ABF} , B C E {\displaystyle \triangle BCE} und A C D {\displaystyle \triangle ACD} angefügt, und zwar jeweils mit einer Seite des gegebenen Dreiecks als Basis. Dann bilden die Spitzen der drei gleichschenkligen Dreiecke ein neues Dreieck D E F {\displaystyle \triangle DEF} , das als Kiepert-Dreieck bezeichnet wird. Das Kiepert-Dreieck D E F {\displaystyle \triangle DEF} und das Ausgangsdreieck A B C {\displaystyle \triangle ABC} sind aufgrund des Satzes von Kiepert perspektivisch, das heißt, die Geraden F C {\displaystyle FC} , A E {\displaystyle AE} und B D {\displaystyle BD} schneiden sich in einem gemeinsamen Punkt P {\displaystyle P} , dem Perspektivitätszentrum.

Die Kiepert-Hyperbel des Dreiecks A B C {\displaystyle \triangle ABC} ist nun definiert als der geometrische Ort aller dieser Perspektivitätszentren, die man erhält, wenn man die Basiswinkel der ähnlichen Dreiecke alle Winkel zwischen 90 {\displaystyle -90^{\circ }} und 90 {\displaystyle 90^{\circ }} durchlaufen lässt.

Bezeichnungen und Koordinaten

Der Basiswinkel ϕ {\displaystyle \phi } der angefügten gleichschenkligen Dreiecke wird positiv genommen, wenn diese nach außen gerichtet sind, andernfalls negativ. Das zugehörige Kiepert-Dreieck wird mit K ϕ {\displaystyle {\mathcal {K}}_{\phi }} bezeichnet, das Perspektivitätszentrum mit K ϕ {\displaystyle K_{\phi }} .

Baryzentrische Koordinaten von K ϕ {\displaystyle K_{\phi }} (unter Verwendung der Conway-Dreiecksnotation):

( 1 S A + S ϕ : 1 S B + S ϕ : 1 S C + S ϕ ) {\displaystyle \left({\frac {1}{S_{A}+S_{\phi }}}:{\frac {1}{S_{B}+S_{\phi }}}:{\frac {1}{S_{C}+S_{\phi }}}\right)}

Die Formel für die Kiepert-Hyperbel in baryzentrischen Koordinaten ist

( b 2 c 2 ) y z + ( c 2 a 2 ) x z + ( a 2 b 2 ) x y = 0. {\displaystyle (b^{2}-c^{2})yz+(c^{2}-a^{2})xz+(a^{2}-b^{2})xy=0.\,}

Der Mittelpunkt der Kiepert-Hyperbel hat die baryzentrischen Koordinaten

( b 2 c 2 ) 2 : ( c 2 a 2 ) 2 : ( a 2 b 2 ) 2 , {\displaystyle (b^{2}-c^{2})^{2}:(c^{2}-a^{2})^{2}:(a^{2}-b^{2})^{2},\,}

die Kimberling-Nummer X(115) und liegt auf dem Feuerbach-Kreis (Neun-Punkte-Kreis).

Eigenschaften

Kiepert-Hyperbel

Bei der Kiepert-Hyperbel handelt sich um eine gleichseitige Hyperbel, die unter anderem durch folgende Punkte geht:

  • die Ecken des gegebenen Dreiecks,
  • den Höhenschnittpunkt,
  • den Schwerpunkt,
  • den Spieker-Punkt,
  • die beiden Napoleon-Punkte,
  • die beiden Fermat-Punkte,
  • den Tarry-Punkt,
  • den dritten Brocard-Punkt,
  • die beiden Vecten-Punkte.

Die Kiepert-Hyperbel ist isogonal konjugiert zur Brocard-Achse.

Literatur

  • R. H. Eddy, R. Fritsch: The Conics of Ludwig Kiepert: A Comprehensive Lesson in the Geometry of the Triangle. Mathematics Magazine, Band 67, Nr. 3 (Juni, 1994), S. 188–205
  • Cristoph Pöppe: Napoleons Punkt und Kieperts Hyperbel. In: Spektrum der Wissenschaft, August 2017
Commons: Kiepert's hyperbola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien