Lenticularis

Mehrschichtige Lenticulariswolke, von der Abendsonne beleuchtet

Lenticularis (lat. „linsenförmig“, von lens „Linse“; Abkürzung: len) sind Wolken in der Form von Linsen oder Mandeln, die häufig sehr langgestreckt sind und gewöhnlich klar definierte Begrenzungen haben. Gelegentlich tritt Irisieren auf. Da sie häufig bei Föhn entstehen, werden sie auch als Föhnwolke, Föhnschiffchen oder Föhnfisch bezeichnet. Die Bezeichnung Lenticularis wird hauptsächlich bei Cirrocumulus, Altocumulus und Stratocumulus angewendet. Im Riesengebirge entstand die schlesische Bezeichnung Moazagotl (Matz'ens Gottlieb), deren Bezeichnung auf den Namen des sie erforschenden Segelflieger zurückgeführt wird.

Entstehung und meteorologische Interpretation

Derartige Wolken kommen am häufigsten bei Bewölkung orographischen Ursprungs vor, wenn die Luft über den Bergen angehoben wird (Leewellen). In diesem Fall sind sie auch bei starkem Wind ortsfest, d. h. die Luft strömt durch die Wolke hindurch. Da sie stehende Wellen in den atmosphärischen Strömungen anzeigen, werden sie von Segelfliegern gern angeflogen und zum Höhengewinn genutzt. Eine gewisse Verwandtschaft mit ihnen weisen die Pileus-Wolken auf.

Lenticulariswolken können auch als Folge von Scherwellen an der Grenze zwischen zwei übereinander liegenden Luftschichten mit unterschiedlicher Windrichtung entstehen. Dann haben sie üblicherweise eine Eigenbewegung.

Im Mittelmeerraum ist diese Wolkenformation ein starkes Indiz für bevorstehenden Mistral.

Außerhalb der Meteorologie

Wegen ihrer außergewöhnlichen Formen werden Lenticularis-Wolken mitunter als UFOs missinterpretiert.[1]

Die Deutsche Post gab im März 2020 im Rahmen der Serie Himmelsereignisse eine 80-Cent-Briefmarke Lentikulariswolken heraus.[2]

  • geschichtete Lenticulariswolke über Funchal, Madeira
    geschichtete Lenticulariswolke über Funchal, Madeira
  • Lenticulariswolke
    Lenticulariswolke
  • Lenticulariswolke
    Lenticulariswolke
  • Mehrschichtige Lenticulariswolken, Soda Lake, Mojave Desert, California
    Mehrschichtige Lenticulariswolken, Soda Lake, Mojave Desert, California
  • Föhnlinse über der Essener-Rostocker Hütte in den Hohen Tauern
    Föhnlinse über der Essener-Rostocker Hütte in den Hohen Tauern
  • Im Fließgleichgewicht stationäre Föhnlinse über dem Glärnisch-Massiv (Schweizer Alpen)
    Im Fließgleichgewicht stationäre Föhnlinse über dem Glärnisch-Massiv (Schweizer Alpen)
  • Mehrschichtige Lenticulariswolken über Baguia, Osttimor
    Mehrschichtige Lenticulariswolken über Baguia, Osttimor
  • Mehrlagige Lenticularis über dem Monte Ceneri, Blick von Brione s/M, 9. April 2017, 19:35
    Mehrlagige Lenticularis über dem Monte Ceneri, Blick von Brione s/M, 9. April 2017, 19:35

Einzelnachweise

  1. ungewöhnliche Form einer Lenticularis-Wolke, missinterpretiert als UFO (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
  2. Deutsche Post AG: Lentikulariswolken, Briefmarke zu 0,80 €, 10er-Bogen. 2. März 2020, abgerufen am 23. Oktober 2020. 

Weblinks

Commons: Lenticularis – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Deutscher Wetterdienst: Wetterlexikon: Orographische Wolken. Abgerufen am 23. Oktober 2020. 
Wolken: Klassifikation


Gattungen:

Cirrus Ci Cirrocumulus Cc Cirrostratus Cs Altocumulus Ac Altostratus As Stratocumulus Sc Stratus St Cumulus Cu Nimbostratus Ns Cumulonimbus Cb

Arten:

calvus cal capillatus cap castellanus cas congestus con fibratus fib floccus flo fractus fra humilis hum lenticularis len mediocris med nebulosus neb spissatus spi stratiformis str uncinus unc volutus vol

Unterarten:

duplicatus du intortus in lacunosus la opacus op perlucidus pe radiatus ra translucidus tr undulatus un vertebratus ve

Sonderformen:

arcus arc asperitas asp cauda cau cavum cav fluctus flu flumen flm incus inc mamma mam murus mur pannus pan pileus pil praecipitatio pra tuba tub velum vel virga vir