Peter Schjeldahl

Peter Schjeldahl

Peter Schjeldahl (* 20. März 1942 in Fargo, North Dakota; † 21. Oktober 2022 in Bovina, Delaware County, New York) war ein US-amerikanischer Autor. In jungen Jahren schrieb und veröffentlichte er Lyrik, später wandte er sich ganz der Kunstkritik zu. Acht Jahre lang prägte er The Village Voice mit, seit 1998 arbeitete er für The New Yorker. 2022 stand er auf der Shortlist für den Pulitzer-Preis in der Kategorie Criticism.[1] Seine Rezensionen und Essays erschienen gesammelt in insgesamt vier Bänden. Seine letzte Besprechung (The New Yorker, 10. Oktober 2022) galt der Retrospektive von Wolfgang Tillmans im Museum of Modern Art.

Leben

Peter Charles Schjeldahl – der Name wird, so The New York Times, „SHELL-doll“ ausgesprochen, er stammt aus dem Norwegischen und lautete in früheren Generationen Skjeldal – ist in Minnesota mit einem Bruder und drei Schwestern aufgewachsen.[2][3] Sein erstes Gedicht schrieb er 1953.[4] Während seiner Studienzeit am Carlton College war er Mitbegründer einer Literaturzeitschrift im Zeichen der New York School, das Studium brach er ab.[5] Fortan verdiente er seinen Lebensunterhalt mit journalistischen Arbeiten, zunächst „in kleinen Städten in der Nähe von großen“, dann in New York. Dort begann er, sich für Bildende Kunst zu interessieren, prägend waren zahlreiche Besuche in der Frick Collection. Viele Jahre später, mit einem Lehrauftrag in Harvard, sagte er über seinen Bildungsweg: „One peculiarity of my own education is that I barely have any. I’m one of those ‘60s dropouts you read about, and I never took an art course in my life.“[6] Ein Jahr verbrachte er in Paris, nicht zuletzt, da er sich in seinen literarischen Anfängen als „surrealist poet“ und in der Tradition von Charles Baudelaire verstand.[7] Später benannte er als seine Helden Frank O’Hara und John Ashbery. In den 1960er- und 1970er-Jahren veröffentlichte er Lyrikbände, einzelne Gedichte erschienen in Literaturzeitschriften wie The Paris Review.[8] Auch im von Ron Padgett und David Shapiro herausgegebenen Sammelband An Anthology of New York Poets (1970) war er mit vertreten.

Als Kritiker spezialisierte sich Schjeldahl hauptsächlich auf Bildende Kunst und dort wiederum auf Malerei. Letzteres sei ihm „in einer immer vielfältiger werdenden Kunstwelt auch als Konservatismus ausgelegt“ worden.[9] Zu seinen Lieblingsmalern, so sein Kollege und Freund Christopher Knight, gehörte Max Beckmann.[10] Parallel zu seiner fixen Mitarbeit bei zunächst Village Voice, dann The New Yorker veröffentlichte er in Artforum, in Art in America und im New York Times Magazine sowie auch in Vogue oder Vanity Fair. In Europa galt er – so formulierte Robert Fleck 1994 – als „der meistgelesene Kunstkritiker in den USA“, des Weiteren hieß es im Standard, dass selbst junge Kunstschaffende Schjeldahls Kritiken lesen.[11]

Peter Schjeldahl wurde 1995 als erstem Kunstkritiker ein Guggenheim-Stipendium zugesprochen, 2008 war er Preisträger von The Clark, und vom College seiner Studienzeit erhielt er im Jahr 2015 die Ehrendoktorwürde (Doctor of Humane Letters, honoris causa).[12][13][14]

Für eine Biografie über Frank O’Hara hatte er recherchiert, das Buchprojekt jedoch nicht konsequent verfolgt. Zufällig fand Ada Calhoun, seine Tochter, die Tonbänder, auf welchen Schjeldahl Gespräche mit verschiedenen Gewährspersonen aufgenommen hatte. Sie nutzte das Material für das Buch Also a Poet. Frank O'Hara, My Father, and Me.[15]

2019 machte Schjeldahl seine Krebsdiagnose publik. Der Text, der unter dem Titel The Art of Dying gedruckt worden war, hatte zunächst den Titel 77 Sunset Me.[16] Im Interview mit npr erklärte der Autor, Sterben habe für ihn nichts mit Kunst zu tun. Im selben Jahr äußerte sich Gary Indiana, Schjeldahls Vorgänger bei The Village Voice, über die Tätigkeit als Kunstkritiker: Es sei keine langfristige Arbeit, man laufe Gefahr, sich zu wiederholen, und es sei schwierig, Woche für Woche sein Niveau zu halten. „Nobody should do these jobs for more than a year or two“, so Indiana, um im Folgenden einzuschränken: „[...] Some people can do it. Peter Schjeldahl can do it, [...].“[17]

Werk (Auswahl)

  • White Country. Corinth Books, New York 1968.
  • An Adventure of the Thought Police. Ferry Press, London 1971.
  • Since 1964: New and selected poems. New York 1978.
  • The 7 Days Art Columns 1988–90. Figures Press, New York 1990.
  • The Hydrogen Jukebox: Selected Writings of Peter Schjeldahl 1978–1990. University of California Press, Berkeley 1991.
  • Columns and Catalogues. The Figures, Great Barrington, 1994.
  • Poesie der Teilnahme. Kritiken 1980–1994 (hrsg. von Maaretta Jaukkuri), aus dem Amerikanischen von Martina Siebert. Verlag der Kunst, Dresden 1997.
  • Let’s See: Writings on Art from the New Yorker. Thames & Hudson, New York 2008.
  • Hot, Cold, Heavy, Light. 100 Art Writings 1988–2018. Abrams, New York 2019, ISBN 978-1-4197-3438-0.

Literatur

  • Jarrett Earnest: What it Means to Write About Art. Interviews with Art Critics. David Zwirner Books, New York 2018, ISBN 978-1-941701-89-8.

Weblinks

  • Nachruf und ausgewählte Beiträge von Peter Schjeldahl, The New Yorker (englisch)
  • Kurznachruf (The Village Voice) mit Nachdruck von Peter Schjeldahl: Clemente to Marden to Kiefer, The Village Voice 12. Oktober 1982 (englisch)
  • Peter Schjeldahl auf Poetry Foundation (englisch)
  • The Fifth Annual AICA-USA Distinguished Critic Lecture at The New School, Peter Schjeldahl, 2011, Video, 1:01:32 (englisch)

Einzelnachweise

  1. Finalist: Peter Schjeldahl of The New Yorker. The Pulitzer Prizes, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch). 
  2. William Grimes: Peter Schjeldahl, New York Art Critic With a Poet’s Voice, Dies at 80. In: The New York Times. 21. Oktober 2022, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch). 
  3. Gilmore Tilman Schjeldahl 1912–2002. In: Ullstad genealogy pages. Abgerufen am 24. Oktober 2022 (englisch). 
  4. Peter Schjeldahl: The First Poem I Ever Wrote. In: Bomb Magazine #4. 1982, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch). 
  5. Jasmine Liu: New Yorker Art Critic Peter Schjeldahl Dies at 80: With little formal training in art history or practice, Schjeldahl dove into criticism simply out of a passion for art. In: Hyperallergic. 21. Oktober 2022, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch). 
  6. Peter Schjeldahl: A Gang Theory of Art Education, or Why Artists Make the Worst Students. In: The Chronicle of Higher Education. 27. November 1998, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch). 
  7. David Carrier: Twenty Years of Peter Schjeldahl Schjeldhal moves quickly to characterize an artist, like a cat pouncing on his prey. In: Hyperallergic. 12. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch). 
  8. Authors, Peter Schjeldahl. The Paris Review, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch). 
  9. Kunstkritiker Peter Schjeldahl stirbt mit 80 Jahren. In: Monopol. 22. Oktober 2022, abgerufen am 23. Oktober 2022. 
  10. Christopher Knight: Appreciation: Why New Yorker art critic Peter Schjeldahl was the last of a breed. In: Los Angeles Times. 23. Oktober 2022, abgerufen am 24. Oktober 2022 (englisch). 
  11. Robert Fleck: Kritikenschreiben als Spaß. Gespräch mit Peter Schjeldahl. Museum in Progress, abgerufen am 24. Oktober 2022. 
  12. Zerlegte Karriereleitern. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 14. Oktober 1997, abgerufen am 23. Oktober 2022. 
  13. Clark Prize, 2008, Peter Schjeldahl. The Clark, abgerufen am 25. Oktober 2022 (englisch). 
  14. Commencement 2015 – Peter Schjeldahl. Carleton, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch). 
  15. Adrienne Westenfeld: The 15 Best Memoirs of 2022. In: Esquire. 16. September 2022, abgerufen am 25. Oktober 2022 (englisch). 
  16. Scott Simon: Peter Schjeldahl On 'The Art Of Dying'. npr, 21. Dezember 2019, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch). 
  17. Sam McKinniss: Gary Indiana Coughs Up Some ‘Hairballs of Insight’ About New York City’s Vile Days. 20. März 2019, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch). 
Normdaten (Person): GND: 115518266 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n81028390 | VIAF: 24681003 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Schjeldahl, Peter
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Kunstkritiker und Autor
GEBURTSDATUM 20. März 1942
GEBURTSORT Fargo, North Dakota
STERBEDATUM 21. Oktober 2022
STERBEORT Bovina, Delaware County (New York)