Ein reeller projektiver Raum ist in der Mathematik der projektive Raum eines reellen Vektorraumes, welcher als Punkte sämtliche reelle Ursprungsgeraden (eindimensionale Untervektorräume) von diesem enthält. notiert dabei den projektiven Raum von und wird -ter reeller projektiver Raum genannt. Ein reeller projektiver Raum ist ein Spezialfall einer Graßmann-Mannigfaltigkeit durch .
Inhaltsverzeichnis
1Konstruktion
2Niedrigdimensionale Beispiele
3Eigenschaften
4CW-Struktur
5Algebraische Topologie
5.1Homotopie
5.2Homologie
5.3Kohomologie
6K-Theorie
6.1Tautologisches Linienbündel
6.2Tangentialbündel
7Unendlicher reeller projektiver Raum
8Siehe auch
9Literatur
10Weblinks
11Einzelnachweise
Konstruktion
Auf dem reellen euklidischen Raum ohne Ursprung ist die Relation , wenn es einen reellen Skalar mit gibt, eine Äquivalenzrelation. ist der Faktorraum von unter dieser Äquivalenzrelation.[1] Die Äquivalenzklasse einer Koordinate wird als notiert. Dieser Raum ist eine (reelle) Mannigfaltigkeit, was an der alternativen Definition durch die eindimensionalen Untervektorräume von , also als Graßmann-Mannigfaltigkeit , erkennbar ist. Dabei gilt:
Eine alternative Konstruktion ist die Einschränkung auf die Sphären und bei der Betrachtung dieser Äquivalenzrelation.[1] Dadurch ergibt sich ein Faserbündel:[2]
Da die Faser diskret ist, ist die Abbildung eine doppelte Überlagerung.
Niedrigdimensionale Beispiele
ist der einpunktige Raum.
wird reelle projektive Linie genannt und ist homöomorph zur -Sphäre .[3] Die zusammen mit der kanonischen Projektion erzeugte Abbildung zwischen Sphären ist die reele Hopf-Faserung .[4]
wird reelle projektive Ebene genannt. Ihre Immersion in ist bekannt als Boysche Fläche und es gibt eine Einbettung in . Das Problem von Immersion und Einbettung des reellen projektiven Raumes ist bereits gut untersucht.[5]
ist diffeomorph zur Drehgruppe und besitzt daher eine Gruppenstruktur.[6] Die doppelte Überlagerung ist dabei topologisch zugrundeliegend für die doppelte Überlagerung . (Entsprechend ist diffeomorph zur Spingruppe und besitzt daher ebenfalls eine Gruppenstruktur.)
Eigenschaften
Jede stetige Abbildung mit gerade hat einen Fixpunkt (also die Fixpunkteigenschaft für gerade).[7][8] Für ungerade gilt dies nicht, da dann die Abbildung keinen Fixpunkt hat.[8]
Die reelle projektive Ebene ist der Moore-Raum. Ihre -fache Einhängung ist daher der Moore-Raum .
Die kleinste natürliche Zahl , sodass mit eine Einbettung in besitzt, ist genau die topologische Komplexität (mit der Konvention ).[9]
Der reelle projektive Raum ist ein CW-Komplex. entsteht aus durch Anklebung einer -Zelle. Da aus einer -Zelle besteht, hat die CW-Struktur auf daher eine Zelle in jeder Dimension von .[10][11]
Die Homologiegruppen des reellen projektiven Raumes lassen sich über zelluläre Homologie aus dessen CW-Struktur berechnen und sind gegeben durch:[15][16]
Es ist also für gerade und für ungerade. Daraus folgt,[17] dass genau dann orientierbar ist, wenn ungerade ist.[18]
Es gibt ein kanonisches Linienbündel über dem reellen projektiven Raum , da dessen Punkte per Konstruktion aus eindimensionalen Untervektorräumen bestehen, definiert durch:
Die kanonische Inklusion erzeugt eine wohldefinierte kanonische Inklusion . Der direkte Limes dieser Kette an Inklusionen wird als:
bezeichnet und unendlicher reeller projektiver Raum genannt.[23]
Das obige Faserbündel erzeugt durch direkten Limes ein Faserbündel . Da die unendlich-dimensionale Sphäre zusammenziehbar ist (also alle Homotopiegruppen verschwinden),[24] folgt aus der langen exakten Sequenz von Homotopiegruppen[12] für die des unendlich reellen projektiven Raumes :
Die CW-Struktur überträgt sich ebenfalls durch den direkten Limes, sodass der unendliche reelle projektive Raum eine CW-Struktur mit einer Zelle in jeder Dimension hat.
Das tautologische Linienbündel lässt sich durch den direkten Limes über die kanonischen Inklusionen auf fortsetzen und ist ein Spezialfall eines universellen Vektorbündels. Die Namensgebung kommt daher, dass sich jedes reelle Linienbündel als zurückgezogenes Vektorbündel aus diesem erhalten lässt, also für jedes reelle Linienbündel mit parakompakt (bis auf Homotopie) eine klassifizierende Abbildung existiert, sodass . Es gibt daher eine Isomorphie von Mengen:[25]
Etwa ist der Rückzug des universellen Vektorbündels entlang der kanonischen Inklusion (also ) wieder das tautologische Linienbündel .
↑J. T. Wloka, B. Rowley, B. Lawruk: Boundary Value Problems for Elliptic Systems. Cambridge University Press, 1995, ISBN 978-0-521-43011-1, S.197 (englisch, google.com).
↑Cohomology of real projective space. Abgerufen am 30. Januar 2024 (englisch).
↑ abAllen Hatcher: Algebraic Topology. S.213/220, Example 3.12/Theorem 3.19.
↑Allen Hatcher: Vector Bundles and K-theory. S.6–7.
↑Allen Hatcher: Vector Bundles and K-theory. S.11.
↑ abreal projective space. Abgerufen am 31. Januar 2024 (englisch).