Rosenkranz-Basilika (Berlin-Steglitz)

Rosenkranz-Basilika in
Berlin-Steglitz

Die Rosenkranz-Basilika (vollständiges Patrozinium: Jungfrau Maria Königin des heiligen Rosenkranzes) steht im Berliner Ortsteil Steglitz an der Kieler Straße 11 mit der Hauptfassade in der Straßenflucht;[1] sie ist eine römisch-katholische Pfarrkirche. Die Kirche wurde 1899/1900 nach Plänen von Christoph Hehl als repräsentatives Gotteshaus für die Steglitzer Katholiken erbaut und am 11. November 1900 durch den Fürstbischof von Breslau Georg Kardinal Kopp geweiht. Da das Gebäude den Zweiten Weltkrieg unbeschädigt überstand, sind die aufwendige Architektur und die Ausstattung original erhalten.

Geschichte

Namenswahl, Vorgeschichte und Bau

St. Maria vom hl. Rosenkranz war die 14. nachreformatorische katholische Kirche im späteren Groß-Berlin.[2]

In Steglitz war seit 1882 in einem Tanzsaal regelmäßig die heilige Messe gefeiert worden. 1885 entstanden eine erste Kapelle, das Pfarrhaus und die katholische Schule. Die Gemeinde wurde 1891 Kuratie, 1894 Pfarrei.

Der Kirchbau wurde maßgeblich vom ersten Pfarrer Josef Deitmer betrieben, der sich vor allem um die Finanzierung und den Grundstückskauf verdient gemacht hatte.[3] Deitmer war 1920 Fürstbischöflicher Delegat und wurde 1923 erster Weihbischof an der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale.

Bildung von Filialkirchen

Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurden drei Tochterpfarreien mit eigenen Kirchbauten aus der Rosenkranzgemeinde ausgegliedert, wie 1904 die Heilige Familie in Lichterfelde, die der erste Kaplan der Rosenkranz-Gemeinde Maximilian Beyer ab 1899 als Kuratus und ab 1906 schließlich als Pfarrer leitete.

Im Jahr 1934 wurde die Gemeinde St. Bernhard in Dahlem ausgegliedert, die 2010 wieder fusioniert wurde. Am Vorabend des Attentats vom 20. Juli 1944 suchte Oberst i. G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Motor des militärischen Widerstandes gegen Hitler, die Rosenkranz-Basilika auf.[4]

Nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Gemeindegliederzahl durch den Zustrom Vertriebener. Es folgten weitere Gemeindeteilungen.

Bis zum Wiederaufbau der zerstörten Hedwigskathedrale diente die Rosenkranzkirche als Interims-Kathedrale. Am 20. Oktober 1950 wurde sie durch Papst Pius XII. mit dem Apostolischen Schreiben Bellicosiore tempore isto zur Basilica minor erhoben.[5]

In den folgenden Jahrzehnten vollzog sich ein tiefgreifender Wandel der Wohn- und Bevölkerungsstruktur. Am 1. Oktober 2010 wurde die Rosenkranzbasilika Pfarrkirche der neuen Pfarrei Maria Rosenkranzkönigin, die auch die ehemalige Pfarrei Dahlem mit St. Bernhard als Filialkirche umfasst und rund 8000 Gemeindeglieder zählt. Am 1. Januar 2023 fusionierte die Pfarrei mit St. Benedikt (Lankwitz) zur Pfarrei Maria Rosenkranzkönigin – Steglitz-Lankwitz-Dahlem, deren Pfarrkirche die Rosenkranzbasilika ist.

Architektur

Christoph Hehl wählte für die Rosenkranzkirche rötlichen Backstein als Baumaterial und neuromanische Formen. Dabei schuf er eine originelle Kombination zweier Grundtypen des klassischen Kirchenbaus. Nach Aussage des Architekten ist die Straßenfront des Gotteshauses im Stil märkischer Dorfkirchen gehalten.

Die 30 m breite, in der Mitte 40 m hohe Turmfassade, die sich in fünf Etagen gliedert, ähnelt dem Westbau historischer norddeutscher Basiliken, etwa dem des Havelberger Doms, hinter dem sich ein dreischiffiges Langhaus anschließt. Sie ist als repräsentativer Drei-Portal-Riegel mit turmartigem Mittelteil und unverputzten Backsteinen im Klosterformat ausgeführt. Beidseitig schließen sich niedrigere runde Treppentürme und leicht zurücktretende Flanken an. Mittelbau und Flanken tragen quer laufende Satteldächer. Die Fassade ist reich mit Rundbogenfenstern, Blendarkaden, Lisenen und Schmuckfriesen gegliedert. Besondere Akzente werden durch rhythmisch wiederkehrende weiß verputzte Flächen gesetzt.

Drei Rundbogenportale führen zu den Eingangshallen und in den Mittelbau. Über der Portalseite erheben sich die Orgelempore und im Obergeschoss die Glockenstube.

Im Kontrast dazu ist der eigentliche Kirchenraum wie ein byzantinischer Zentralbau gestaltet. Den Grundriss bildet ein Griechisches Kreuz, dessen kurze Arme Tonnengewölbe tragen. Den Altararm schließt eine Rundapsis ab. Parallel dazu sind auch den Querarmen chorartige Kapellen mit Apsiden angefügt, die den Querarmen den Charakter von Seitenschiffen geben. In der Mitte erhebt sich als beherrschendes Bauelement eine Pendentifkuppel mit einem lichten Durchmesser von 14 m. Ihre 16 Rundbogenfenster sind die Hauptlichtquellen des Gesamtraums.

Ausstattung

Inneres

Überblick

360°-Ansicht des Kircheninnenraums
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Die Innenausstattung der Rosenkranzbasilika beeindruckt durch ihre Vielfalt, ihre stilistische Geschlossenheit und ihr beziehungsreiches Bildprogramm. Die Darstellungen der Wandgemälde und Altarretabel kreisen um Maria und die fünfzehn Geheimnisse des Rosenkranzes. Sie wurden bis ins Einzelne vom Architekten vorgegeben. Zahlreiche Ausstattungsdetails sind italienischen Vorbildern entlehnt.[1]

1966 ersetzten sechs Kristalllüster den ursprünglichen Barbarossa-Leuchter.[1]

Statuen und Reliefs

Der Hochaltar trägt über der Sandsteinmensa ein Metallretabel von Wilhelm Haverkamp mit eucharistischen Motiven in Reliefarbeit. Der Marienaltar in der linken und der Josefsaltar in der rechten Seitenkapelle sind Werke von Ferdinand Langenberg. Mit den drei Altären korrespondiert außen die thematische Gestaltung der entsprechenden Portale. In der Marienkapelle steht außerdem in einer gemauerten Nische mit Goldgrund eine Statue der gekrönten Muttergottes mit dem Kind. Die Kanzel, reich mit ornamentalem Schnitzwerk, Bibelworten, Evangelistendarstellungen und zentral mit der Szene des zwölfjährigen Jesus im Tempel geschmückt, stammt von Anton Mormann. Er schuf auch den Bildschmuck der Beichtstühle. Am linken Kuppelpfeiler ist als Votivbild in Holzreliefarbeit die Überreichung des Rosenkranzes an den hl. Dominikus dargestellt. Der viersäulige Taufbrunnen aus Sandstein in der Eingangshalle trägt einen Bronzedeckel mit Symbolen der Evangelisten und der Paradiesesflüsse.

Wandmalereien

Die großflächige Ausmalung der Rosenkranzbasilika in Temperatechnik ist im Wesentlichen das Werk Friedrich Stummels. Nach der durch den Ersten Weltkrieg erzwungenen Unterbrechung und dem Tod Stummels wurde sie von dessen Schülern Theodor Nüttgens (ab 1921) und Karl Wenzel (1930) vollendet. Die vorherrschenden Farbtöne der Bemalung sind Rot und Blau.

In der Apsiswölbung über dem Hochaltar ist die Überreichung des Rosenkranzes durch die Gottesmutter an den hl. Dominikus dargestellt, im Gewölbe davor die sieben Gaben des Heiligen Geistes und davor am auf zwei Säulen gelagerten Triumphbogen die zwölf Apostel beim Pfingstwunder – eine Komposition, die Maria als Mutter der Kirche erscheinen lässt und zugleich das mittlere Geheimnis des Glorreichen Rosenkranzes aufnimmt. Im Orgelbogen gegenüber sind die Auferstehung und Himmelfahrt Christi zu sehen und in der Kuppel, flankiert von akklamierenden Engeln, die Aufnahme Mariens in den Himmel und ihre Krönung durch Christus.

Dem Freudenreichen Rosenkranz sind die Darstellungen des rechten Kreuzarms gewidmet: zentral im Bogen unter der Wölbung die Geburt Christi, darüber am Gewölbe als Medaillons die übrigen vier Geheimnisse.

Die Geheimnisse des Schmerzhaften Rosenkranzes zeigt der linke Kreuzarm: zentral die Kreuzigung Christi, darüber als Medaillons die übrigen vier Passionsszenen.

Diese drei Themenkreise werden von zahlreichen Nebenszenen und Heiligenbildern, lateinischen Inschriften und floralen Ornamenten begleitet.

Orgel

Ursprünglich war die Kirche mit einer Orgel von Franz Eggert in Paderborn ausgestattet, die 20 Register auf zwei Manualen und Pedal besaß.[6]

Im Jahr 1966 wurde eine neue Orgel mit 42 Registern auf drei Manualen und Pedal von den Gebrüdern Stockmann gebaut. Die Pfeifen stehen auf Schleifladen. Die Orgel ist mit mechanischer Spieltraktur und elektrischer Registertraktur spielbar.[7]

Disposition der Orgel von 1966
I Hauptwerk C–g3
Pommer 16′
Prinzipal 8′
Gemshorn 8′
Oktave 4′
Rohrflöte 4′
Quinte 223
Oktave 2′
Waldflöte 2′
Mixtur IV-VI 113
Trompete 16′
Trompete 8′
Kopftrompete 4′
II Positiv C–g3
Rohrflöte 8′
Quintatön 8′
Singend Gedackt 4′
Nasat 223
Oktave 2′
Terzian II 135
Cymbel III 12
Dulcian 16′
Krummhorn 8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
Quintadena 16′
Holzgedackt 8′
Weidenpfeife 8′
Prinzipal 4′
Blockflöte 4′
Rohrpfeife 2′
Sifflöte 113
Sesquialtera II 223
Oberton II 117′ + 89
Scharff IV 1′
Schalmey 8′
Tremulant
Pedal C–f1
Prinzipal 16′
Subbass 16′
Octavbass 8′
Pommer 8′
Choralbass 4′
Rohrpfeife 4′
Weitprinzipal 2′
Hintersatz V 513
Posaune 16′
Trompete 8′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
  • 6 freie Kombinationen, Organo Pleno, Tutti

Literatur

  • Victor H. Elbern: Rosenkranz-Basilika Berlin-Steglitz, Berlin 1988
  • Tobias Kniebe: Operation Walküre. Das Drama des 20. Juli. Rowohlt Verlag, Berlin 2009, S. 161–163.
  • Annelen Hölzner-Bautsch: Rosenkranz-Gemeinde In: 100 Jahre Kirche Mater Dolorosa – Geschichte der katholischen Gemeinde in Berlin-Lankwitz – 1912 bis 2012. Katholische Pfarrgemeinde Mater Dolorosa, Berlin 2012, S. 14 ff.; 100 Jahre Kirche Mater Dolorosa - Geschichte der katholischen Gemeinde in Berlin-Lankwitz - 1912 bis 2012
  • A.R.: Die Rosenkranzkirche in Steglitz. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 2, Mai 1901, S. 43–52 (zlb.de). 

Weblinks

Commons: Rosenkranz-Basilika – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Homepage der Rosenkranz-Basilika
  • Information der Denkmalpflege. baufachinformation.de
  • Eintrag 09065551 in der Berliner Landesdenkmalliste
  • Video einer Kirchenführung (2009). YouTube.
  • Entwurfsskizze des Architekten Christoph Hehl. mater-dolorosa-lankwitz.de

Einzelnachweise

  1. a b c Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstrdenkmäler. Berlin. Deutscher Kunstverlag, 2006, ISBN 3-422-03111-1, S. 447 f.
  2. Außer St. Hedwig (vollendet 1773) waren St. Marien am Behnitz (1848), St. Sebastian (1860), St. Michael (1863), St. Ludgerus (1868; bis 1928 St. Matthias), Herz Jesu Charlottenburg (1877), St. Mauritius (1892), St. Johannes (1894), St. Matthias (1895), St. Ludwig (1897), Herz Jesu Prenzlauer Berg (1898), St. Josef Weißensee (1899) und St. Josef Köpenick (1899) vorausgegangen.
  3. Annelen Hölzner-Bautsch: 100 Jahre Kirche Mater Dolorosa. Geschichte der katholischen Gemeinde in Berlin-Lankwitz 1912 bis 2012. Katholische Pfarrgemeinde Mater Dolorosa, Berlin 2012, S. 14.
  4. Widerstand gegen Hitler – „Starkes menschliches Ethos“. Deutschlandfunk, abgerufen am 9. Januar 2021. 
  5. Pius XII.: Litt. Apost. Bellicosiore tempore isto. In: Acta Apostolicae Sedis, 1952, 44, n. 4, S. 215s.
  6. Disposition siehe: Roland Eberlein (Hg.): Hermann Mund Sammlung Orgeldispositionen Anhang Seidel. (walcker-stiftung.de [PDF; abgerufen am 24. Februar 2024] Disposition Nr. 298). 
  7. Informationen zur Orgel

52.45887913.324142Koordinaten: 52° 27′ 32″ N, 13° 19′ 26,9″ O

Basilicae minores in Deutschland

Baden-Württemberg: Unsere Liebe Frau in Konstanz 1955 | St. Martin in Weingarten 1956 | St. Georg in Walldürn 1962 | St. Vitus in Ellwangen 1964 | Mariä Heimsuchung in Birnau 1971 | St. Martin in Ulm-Wiblingen 1993 | St. Georg in Ochsenhausen 2019

Bayern: Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein 1897 | St. Anna in Altötting 1913 | Mariä Himmelfahrt in Ettal 1920 | Dom St. Peter und Georg in Bamberg 1923 | St. Alexander und Theodor in Ottobeuren 1926 | St. Mauritius in Niederalteich 1932 | St. Ulrich und Afra in Augsburg 1937 | Mariä Himmelfahrt in Tuntenhausen 1942 | Heiligste Dreifaltigkeit in Gößweinstein 1948 | St. Peter und Alexander in Aschaffenburg 1958 | Mariä Himmelfahrt in Ingolstadt 1964 | Stiftskirche zur Alten Kapelle in Regensburg 1964 | St. Emmeram in Regensburg 1964 | St. Michael in Altenstadt 1965 | St. Lorenz in Kempten 1969 | Mariä Himmelfahrt in Waldsassen 1969 | St. Benedikt in Benediktbeuern 1972 | St. Peter in Dillingen 1979 | Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt in Scheyern 1979 | St. Martin in Amberg 1980 | St. Margaretha in Altenmarkt 1982 | St. Jakob in Straubing 1989 | Mariä Heimsuchung in Marienweiher 1993 | Maria Brünnlein in Wemding 1998 | St. Martin in Landshut 2001 | St. Vitus und Deocar in Herrieden 2010

Berlin: St. Johannes in Berlin-Neukölln 1906 | Dom St. Hedwig in Berlin-Mitte 1927 | Maria Rosenkranzkönigin in Berlin-Steglitz 1950

Hessen: St. Marcellinus und Petrus in Seligenstadt 1925 | St. Maria, Petrus und Paulus in Ilbenstadt 1929 | St. Peter in Fritzlar 2004 | St. Valentinus und Dionysius in Kiedrich 2010

Niedersachsen: St. Godehard in Hildesheim 1963 | Maria Mutter der Sieben Schmerzen in Bethen 1977 | St. Clemens in Hannover 1998 | St. Cyriakus in Duderstadt 2015

Nordrhein-Westfalen: St. Gereon in Köln 1920 | St. Ursula in Köln 1920 | Mariä Himmelfahrt in Kevelaer 1923 | St. Viktor in Xanten 1937 | St. Severin in Köln 1953 | Mariä Heimsuchung in Werl 1953 | St. Martin in Bonn 1956 | St. Potentinus, Felicius und Simplicius in Steinfeld 1960 | St. Aposteln in Köln 1965 | St. Maria im Kapitol in Köln 1965 | St. Suitbertus in Düsseldorf-Kaiserswerth 1967 | St. Lambertus in Düsseldorf 1974 | St. Andreas in Knechtsteden 1974 | St. Vitus in Mönchengladbach 1974 | St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim 1982 | St. Ludgerus in Essen-Werden 1993 | St. Kunibert in Köln 1998 | St. Quirinus in Neuss 2009 | St. Ida in Herzfeld 2011 | St. Laurentius in Wuppertal 2013

Rheinland-Pfalz: St. Matthias in Trier 1920 | Kaiser- und Mariendom in Speyer 1925 | Dom St. Peter in Worms 1925 | St. Maria am See in Maria Laach 1926 | Unsere Liebe Frau in Marienstatt 1927 | St. Martin in Bingen 1930 | St. Salvator in Prüm 1950 | Unsere Liebe Frau in Trier 1951 | St. Paulin in Trier 1958 | St. Kastor in Koblenz 1991 | St. Severus in Boppard 2015

Saarland: St. Wendalinus in St. Wendel 1960 | St. Johann in Saarbrücken 1975

Sachsen: Heilig Kreuz in Wechselburg 2018