Stadtschloss Treuchtlingen

Das Stadtschloss

Das Stadtschloss Treuchtlingen ist ein Renaissanceschloss in Treuchtlingen im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Das Stadtschloss wird historisch auch als Niedere Veste bezeichnet, in Anlehnung an die weiter oberhalb gelegene Obere Veste. Das Gebäude ist unter der Denkmalnummer D-5-77-173-23 als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[1] Die Adresse lautet Heinrich-Aurnhammer-Straße 3 und 5. Das Schloss ist das Geburtshaus von Gottfried Heinrich zu Pappenheim, einem Reitergeneral des Dreißigjährigen Kriegs. Auf ihn wird das Zitat aus dem Drama Wallensteins Tod von Friedrich von Schiller gemünzt: „Daran erkenn’ ich meine Pappenheimer“.[2]

Geschichte

1447 wurde das Schloss, welches vermutlich aus einer Turmhügelburg hervorging, von Georg zu Pappenheim gekauft.[3] Das Gebäude ist 1575 durch Veit zu Pappenheim umgebaut worden. Am 29. Mai 1594 wurde hier sein Sohn Gottfried Heinrich zu Pappenheim geboren. 1647 erwarb Albrecht II. vom Fürstentum Ansbach, nach anderer Zählung auch Albrecht V., für seinen Sohn Albrecht Ernst das Schloss.[3] Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach verkaufte das Gebäude 1791 an Friedrich Wilhelm III. von Preußen.[3] Das Schloss wurde Sitz eines preußischen Verwaltungsamtes. 1798 ersteigerte Johann Caspar Aurnhammer von der Königlich preußisch-brandenburgischen Domänenkammer in Ansbach das einsturzgefährdete Schloss, wodurch es bis 1926 der Sitz des Familienunternehmens Leonischen Tressen- und Seidenmanufaktur wurde.[3] 1885 wurde das Gebäude im Inneren verändert. 1979 verkaufte die Familie Aurnhammer das Schloss zu einem Teil an die Stadt Treuchtlingen, zum anderen Teil an die Brauerei Schäff.[3]

Im Stadtschloss können heute die Aurnhammer-Sammlung und ein Posamentenmuseum besichtigt werden. Ferner befinden sich im Bauwerk seit 1983/84 die Kur- und Touristinformation, zeitweise ein "Haus des Gastes" sowie die Informationszentren Altmühltal und Geopark Ries.[4][5]

Baubeschreibung

Das ehemalige Wasserschloss ist eine Vierflügelanlage mit Innenhof im Stile der Renaissance. Der Ostflügel ist viergeschossig und hat einen Satteldach und einen Erkerturm. Der Nordflügel ist hingegen dreigeschossig, hat ein flaches Walmdach und ist im Kern des Erdgeschosses aus dem 16. Jahrhundert, während seine Obergeschosse von 1842 sind und die Fassade 1935 vereinfacht wurde. Der Ostflügel ist ebenfalls dreigeschossig und wurde 1852 errichtet. Der Südflügel wurde 1872 neuaufgebaut.[3] Die Tordurchfahrt besteht aus einem Portal. Ferner sind noch Futtermauern, Basteitürme und Teile der Befestigungsmauer erhalten. Im Inneren befinden sich wertvolle Stuck- und Renaissancedecken sowie mehrere historische Kachelöfen.[6]

Im ehemaligen Schlossgraben steht eine Statue von Gottfried Heinrich von Pappenheim. Vermutlich aus Dank für seine Genesung oder für seine Regimentsverleihung und Beförderung zum Oberst stellte von Pappenheim das sogenannte Pappenheimer Kreuz auf, ein denkmalgeschütztes Steinkreuz aus dem Jahre 1620. Das Original wird heute im Schloss aufbewahrt, während sich ein Abguss im Stadtpark von Treuchtlingen befindet.[3]

  • Statue von Gottfried Heinrich zu Pappenheim im Burggraben
    Statue von Gottfried Heinrich zu Pappenheim im Burggraben
  • Der nordöstliche Schlossteil
    Der nordöstliche Schlossteil
  • Südansicht des Stadtschlosses
    Südansicht des Stadtschlosses
  • Tordurchfahrt
    Tordurchfahrt
  • Innenhof
    Innenhof
  • Das Schloss ist in eine Gartenanlage eingebettet
    Das Schloss ist in eine Gartenanlage eingebettet

Literatur

  • Ruth Bach-Damaskinos, Jürgen Schnabel, Sabine Kothes: Schlösser und Burgen in Mittelfranken – Eine vollständige Darstellung aller Schlösser, Herrensitze, Burgen und Ruinen in den mittelfränkischen kreisfreien Städten und Landkreisen. Hofmann Verlag, Nürnberg 1993, ISBN 3-87191-186-0, S. 185–186.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Bayern I – Franken. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 2008, ISBN 978-3-422-03116-6, S. 818. 
  • Gotthard Kießling: Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band V.70/1). Karl M. Lipp Verlag, München 2000, ISBN 3-87490-581-0, S. 600–601. 
  • Felix Mader, Karl Gröber: Stadt und Bezirksamt Weißenburg i. B. (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 5). R. Oldenbourg, München 1932, DNB 366496190, S. 468–470. 
Commons: Stadtschloss Treuchtlingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Eintrag zu Schloss Treuchtlingen in der privaten Datenbank Alle Burgen.
  • Geschichte des Stadtschlosses (Memento vom 16. September 2008 im Internet Archive) (PDF; 40 kB)
  • Lage des Schlosses im BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise)

Einzelnachweise

  1. Rathaus, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (PDF, abgerufen am 18. März 2022).
  2. Die Geburtsstätte von Gottfried Heinrich von Pappenheim, www.treuchtlingen.de; Abgerufen am 20. Januar 2013
  3. a b c d e f g Geschichtliches über das Stadtschloss Treuchtlingen. (PDF; 40 kB) Archiviert vom Original am 16. September 2008; abgerufen am 20. Januar 2013. 
  4. Stadtschloß Treuchtlingen. www.ausflugsziele-weltweit.de, archiviert vom Original am 14. März 2013; abgerufen am 20. Januar 2013 (Zugang nur mit Passwort). 
  5. Stadtschloss Treuchtlingen. Stadt Treuchtlingen; abgerufen am 10. April 2020 
  6. Stadtschloss Treuchtlingen, www.altmuehlfranken.de, Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen

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48.95614910.91138Koordinaten: 48° 57′ 22,1″ N, 10° 54′ 41″ O