Walerij Choroschkowskyj

Walerij Choroschkowskyj

Walerij Iwanowytsch Choroschkowskyj (ukrainisch Валерій Іванович Хорошковський, * 1. Januar 1969 in Kiew, Ukrainische SSR) ist ein ukrainischer Manager, Medienunternehmer und Politiker. Von März 2010 bis Januar 2012 war er Chef des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU. Nachdem er am 18. Januar 2012 zunächst zum Finanzminister der Ukraine ernannt wurde, war er vom 14. Februar bis zum 14. Dezember 2012 Erster Stellvertretender Ministerpräsident der Ukraine. Bis zu seinem Ausscheiden aus der ukrainischen Regierung Ende 2012 galt er als einer der einflussreichsten Personen des Landes.

Leben

Choroschkowskyj absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaften an der Taras-Schewtschenko-Universität in Kiew. In den folgenden Jahren war er zunächst als Unternehmer und Investor tätig. 1998 wurde er in die Werchowna Rada gewählt, wobei er bei den Wahlen im Jahr 2002 seinen Parlamentssitz wieder verlor.

Im Dezember 2002 ernannte ihn der damalige Ministerpräsident Wiktor Janukowytsch zum Wirtschaftsminister der Ukraine. Nach Auseinandersetzungen um den künftigen wirtschaftlichen Kurs des Landes trat er im Januar 2004 von diesem Amt zurück. Nach seinem Rücktritt vom Amt des Ministers wurde er zunächst Vizepräsident und später Präsident des Stahlkonzerns Evraz. Im Jahr 2005 erwarb er die Mehrheit des einflussreichen ukrainischen Medienunternehmen „Inter Media“ und baute in den folgenden Jahren den Fernsehkanal „Inter“ zum größten Fernsehsender der Ukraine aus. In diesem Zusammenhang wurde Choroschkowskyj wiederholt vorgeworfen, eine marktbeherrschende Position anzustreben und Konkurrenten verdrängen zu wollen[1].

Choroschkowskyj wurde im Jahr 2006 Mitglied des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine und war von Dezember 2007 bis zum Mai 2009 der Vorsitzende der Zolldienste der Ukraine. Zu dieser Zeit galt er als Vertrauter des damaligen Präsidenten Wiktor Juschtschenko und als Gegner der damaligen Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko[2].

Im März 2010 ernannte ihn der neu gewählte Präsident Janukowytsch zum Chef des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU. Choroschkowskyj wurde in seiner Amtszeit wiederholt vorgeworfen diese Position zu benutzen, um Druck auf regierungskritische Journalisten auszuüben[3] und um die Interessen seiner Medienholding zu vertreten.[4] Er erklärte in diesem Zusammenhang, er habe seinen Einfluss auf die redaktionelle Politik von „Inter“ aufgegeben, wobei er Eigentümer der Medienholding blieb, allerdings ankündigte seine Anteile verkaufen zu wollen.[5] Am 1. Februar 2013 verkaufte Choroschkowskyj die ihm gehörenden Anteile der Inter Media Group Limited an den einflussreichen Unternehmer Dmytro Firtasch. Über die Umstände und Hintergründe dieser Transaktion wurde in ukrainischen Medien spekuliert.[6]

Am 19. Januar 2012 wurde Choroschkowskyj zunächst zum Finanzminister der Ukraine ernannt und von seiner Funktion als Chef des SBU entbunden.[7] Bereits am 14. Februar 2012 ernannte ihn Janukowytsch zum Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten der Ukraine, in diesem Amt löste er Andrij Kljujew ab.[8] Im Zuge der Umbildung des Kabinetts im Dezember 2012 nach den Parlamentswahlen erklärte Choroschkowskyj seinen Rücktritt aus der Regierung aus Protest gegen die Wiederernennung von Mykola Asarow zum Ministerpräsidenten.[9] Medienberichten zufolge hält Choroschkowskyj sich nach seinem Ausscheiden aus der Regierung überwiegend in Frankreich bzw. in Monaco auf.[10]

Weblinks

  • Kurze Biografie
  • Interview mit Choroschkowskyj. In: FAZ, Oktober 2010

Einzelnachweise

  1. Oligarchs strengthen grip over TV. 18. August 2011, abgerufen am 26. Oktober 2014 (englisch). 
  2. Machtkampf in der Ukraine eskaliert wieder. Die politische Fehde zwischen Präsident Juschtschenko und Premierministerin Tymoschenko zieht weitere Kreise. Zankapfel ist nun der staatliche Energieversorger. Das Parlament hat zudem den Außenminister abgesetzt. 5. März 2009, abgerufen am 26. Oktober 2014. 
  3. Ukraine: Die Angst ist zurück. In: FAZ. 2. November 2010, abgerufen am 26. Oktober 2014. 
  4. Wir haben die Angst in den Genen. In: Die Presse. 6. August 2010, abgerufen am 26. Oktober 2014. 
  5. Khoroshkovsky ready to sell his media business. 12. Juni 2010, archiviert vom Original am 15. Februar 2011; abgerufen am 26. Oktober 2014 (englisch). 
  6. Medienpluralismus à la Ukraine – Geld und Macht legen Rundfunkberichterstattung in Fesseln. Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, 15. Februar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2014; abgerufen am 26. Oktober 2014. 
  7. Yanukovych dismisses Khoroshkovsky from military service. In: Kyiv Post. Interfax-Ukraine, 19. Januar 2012, archiviert vom Original am 19. Januar 2012; abgerufen am 20. Januar 2012. 
  8. Regions Party: Poroshenko appointed economy minister, Kolobov appointed finance minister. 13. Februar 2012, abgerufen am 26. Oktober 2014 (englisch). 
  9. Janukowitsch ernennt neue Regierung in der Ukraine. In: Tiroler Tageszeitung. 24. Dezember 2012, abgerufen am 3. März 2020. 
  10. Хорошковський продав “Інтер” через конфлікт із владою і покинув Україну? In: Ukrajinska Prawda. 4. Februar 2013, abgerufen am 26. Oktober 2014. 
Vorsitzende des Inlandsgeheimdienstes der Ukraine (Sluschba bespeky Ukrajiny)

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Normdaten (Person): LCCN: n97052366 | VIAF: 48511348 | Wikipedia-Personensuche | Kein GND-Personendatensatz. Letzte Überprüfung: 4. Februar 2018.
Personendaten
NAME Choroschkowskyj, Walerij
ALTERNATIVNAMEN Choroschkowskyj, Walerij Iwanowytsch (vollständiger Name); Хорошковський, Валерій Іванович (ukrainisch)
KURZBESCHREIBUNG ukrainischer Manager, Medienunternehmer und Politiker
GEBURTSDATUM 1. Januar 1969
GEBURTSORT Kiew, Ukrainische SSR