Filippo Simeoni

Filippo Simeoni im italienischen Meistertrikot (2009)

Filippo Simeoni (* 17. August 1971 in Desio, Provinz Mailand) ist ein ehemaliger italienischer Radsportler.

Karriere

Zwei seiner wichtigsten Siege gelangen ihm bei zwei Etappen der Vuelta a España 2001 und 2003. Bei seinem ersten Vuelta-Etappensieg stoppte Filippo Simeoni kurz vor der Ziellinie und trug sein Rad über sie, einerseits im Gedenken an die Opfer der Terroranschläge am 11. September 2001, andererseits um angesichts einer anstehenden Dopingsperre – wie er sich ausdrückte – seine Liebe und seinen Hass für den Radsport auszudrücken.[1][2] Die Internationale Radsportunion (UCI) bestrafte ihn dafür mit einem Bußgeld.

Simeoni war Kunde des umstrittenen Mediziners Michele Ferrari, der eine Vielzahl von Sportlern betreute, darunter auch Lance Armstrong. Im Rahmen der staatlichen Ermittlungen im sogenannten "Ferrara"-Fall sagte er vor Gericht aus, dass er seit 1993 Doping benutzt habe und dass Ferrari ihn mit Mitteln wie EPO und Wachstumshormonen 1996 und 1997 präpariert und ihn angewiesen habe, wie die Mittel zu nutzen seien. 2001 und 2002 wurde Simeoni für sechs Monate wegen Dopings von allen Wettbewerben ausgeschlossen.[3] Armstrong nannte Simeoni in einem Interview mit der französischen Zeitung Le Monde im Juli 2003 einen Lügner. Simeoni verklagte daraufhin Armstrong wegen Verleumdung und verlangte 100.000 Euro. Er erklärte, sollte er Geld erhalten, würde er es wohltätigen Zwecken stiften.[4][2] Die Klage wurde allerdings im Januar 2006 von einem Pariser Gericht abgewiesen.[5]

Mario Cipollini, Teamkollege bei seinem damaligen Radsportteam Domina Vacanze, versuchte Simeonis Start bei der Tour de France 2004 zu verhindern. Später wurde bekannt, dass auch Cipollini von Ferrari betreut wurde.[6] Er wurde gleichwohl in den Kader aufgenommen. Auf der 18. Etappe unternahm Simeoni einen Versuch, sich einer Ausreißergruppe von sechs Fahrern anzuschließen. Obwohl keiner der Fahrer Armstrongs Führung in der Gesamtwertung gefährdete, folgte Armstrong Simeoni, weswegen Armstrongs Rivalen vom Team T-Mobile die Verfolgung aufnahmen. Dadurch sahen die sechs Führenden ihre Chancen auf einen Etappensieg bedroht. Sie drängten Armstrong, sich zum Peloton zurückfallen zu lassen, aber Armstrong gönnte Simeoni keinen Erfolg und ließ sich erst zurückfallen, als dieser dies auch tat. Später machte Armstrong eine abfällige Geste und sagte, Simeoni verdiene es nicht, eine Etappe zu gewinnen. Zwei Tage später auf der letzten Etappe, bei der normalerweise langsam gefahren wird und die Führenden in den Wertungen ihre Siege feiern – 2004 führte Armstrong in der Gesamtwertung –, attackierte Simeoni immer wieder, um sich für die Demütigung zu rächen, aber Armstrongs Mannschaft holte ihn jedes Mal ein.[4]

Da Simeoni zum Zeitpunkt der Vorgänge der Tour 2004 ein Zeuge der Anklage im Prozess gegen Ferrari war, drohten italienische Behörden, Ermittlungen wegen Zeugeneinschüchterung gegen Armstrong aufzunehmen. Im März 2005 wurde Armstrong vernommen. Armstrong wurde von italienischen Behörden im Dezember 2005 angeklagt und musste sich wegen der Diffamierung Simeonis am 7. März 2006 verantworten. Im April 2006 wurde die Anklage fallen gelassen.[7]

Am 29. Juni 2008 gewann Filippo Simeoni die italienische Straßenmeisterschaft der Radprofis in Bergamo. Aus einer Spitzengruppe heraus attackierte er wenige Kilometer vor dem Ziel und gewann mit knappem Vorsprung vor Giovanni Visconti, Filippo Pozzato und Davide Rebellin.[8]

Mit Ablauf der Saison 2009 beendete Simeoni seine Karriere als Radprofi.

Teams

Einzelnachweise

  1. radsport-news.com vom 27. September 2001: Simeoni trägt bei Vuelta Rad ins Ziel - Zabel Punktbester
  2. a b Originals vom 16. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dailypeloton.com
  3. Ralf Meutgens: Doping im Radsport, Bielefeld 2007, S. 276. ISBN 978-3-7688-5245-6
  4. a b repubblica.it vom 23. Juli 2004: "Armstrong antisportivo" il Tour tra veleni e querele
  5. radsport-news.com vom 16. Januar 2006: Simeonis Klage gegen Armstrong abgewiesen
  6. Mario Cipollini - Der verwundete Löwe, in: Procycling Januar 2015 (deutsche Ausgabe), S. 58ff, 62
  7. radsport-news.com vom 18. April 2006: Simeoni und Armstrong begraben das Kriegsbeil
  8. cyclingnews.com vom 29. Juni 2008: Simeoni’s surprise attack holds on for Italian national win

Weblinks

  • Filippo Simeoni in der Datenbank von Radsportseiten.net

1885 Giuseppe Loretz | 1886 Geo Davidson | 1887–1889 Gilberto Marley | 1890 Carlo Braida | 1891 Ambrogio Robecchi | 1892 Luigi Cantu | 1893 Giuseppe Moreschi | 1896 Giovanni Da Montelatico | 1906–1908 Giovanni Cuniolo | 1909, 1911 Dario Beni | 1910 Emilio Petiva | 1913, 1914, 1919–1925 Costante Girardengo | 1926–1929 Alfredo Binda | 1930–1934 Learco Guerra | 1935, 1937, 1940, 1952 Gino Bartali | 1936 Giuseppe Olmo | 1938 Olimpio Bizzi | 1939 Mario Vicini | 1941 Adolfo Leoni | 1942, 1947, 1949, 1955 Fausto Coppi | 1943 Mario Ricci | 1945 Severino Canavesi | 1946 Aldo Ronconi | 1948 Vito Ortelli | 1950 Antonio Bevilacqua | 1951, 1953, 1954 Fiorenzo Magni | 1956 Giorgio Albani | 1957, 1958 Ercole Baldini | 1959 Diego Ronchini | 1960, 1962 Nino Defilippis | 1961 Arturo Sabbadin | 1963 Bruno Mealli | 1964 Guido De Rosso | 1965, 1966 Michele Dancelli | 1967 Franco Balmamion | 1968, 1972 Felice Gimondi | 1969 Vittorio Adorni | 1970, 1971, 1976 Franco Bitossi | 1973, 1974, 1977 Enrico Paolini | 1975, 1979, 1981 Francesco Moser | 1978, 1982, 1988 Pierino Gavazzi | 1980 Giuseppe Saronni | 1983, 1989 Moreno Argentin | 1984 Vittorio Algeri | 1985, 1986 Claudio Corti | 1987 Bruno Leali | 1990 Giorgio Furlan | 1991, 1995 Gianni Bugno | 1992 Marco Giovannetti | 1993, 1994 Massimo Podenzana | 1996 Mario Cipollini | 1997 Gianni Faresin | 1998 Andrea Tafi | 1999, 2002 Salvatore Commesso | 2000 Michele Bartoli | 2001 Daniele Nardello | 2003, 2006 Paolo Bettini | 2004 Cristian Moreni | 2005 Enrico Gasparotto | 2007, 2010, 2011 Giovanni Visconti | 2008 Filippo Simeoni | 2009 Filippo Pozzato | 2012 Franco Pellizotti | 2013 Ivan Santaromita | 2014, 2015 Vincenzo Nibali | 2016, 2020 Giacomo Nizzolo | 2017 Fabio Aru | 2018 Elia Viviani | 2019 Davide Formolo | 2021 Sonny Colbrelli | 2022 Filippo Zana | 2023 Simone Velasco

Personendaten
NAME Simeoni, Filippo
KURZBESCHREIBUNG italienischer Radsportler
GEBURTSDATUM 17. August 1971
GEBURTSORT Desio, Provinz Mailand