Geo Davidson

Hochrad, Urkunden und Meisterschaftswimpel von Geo Davidson im Museo della Storia del Genoa

George „Geo“ Davidson (* 6. September 1865 in Letham, Vereinigtes Königreich; † 21. Februar 1956 in Rapallo) war ein italienischer Radrennfahrer, Sportfunktionär, Pionier des italienischen Radsports und Fußballs sowie Unternehmer.[1]

Radsport-Laufbahn

Geo Davidson wurde in Schottland geboren und kam als Achtjähriger 1873 mit seiner Familie nach Genua. Er war ein vielseitiger Sportler und betrieb Radsport, Fechten und Leichtathletik in der Società Ligure Ginnastica Cristoforo Colombo, dem ältesten Sportverein Genuas, dessen Vorsitzender er auch war.[2] 1886 wurde er auf dem Hochrad italienischer Meister im Straßenrennen. Davidson war von 1915 bis 1927 auch Präsident des italienischen Radsportverbandes Unione Velocipedistica Italiana und als solcher bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris Mitglied des Wettkampfgerichtes.[3]

In Rapallo, wo Davidson seine letzten Lebensjahre verbrachte, erinnert noch heute der Name des Radsportvereins Società Ciclistica Geo Davidson an ihn.[4]

Aktivitäten im Fußball

Von 1913 bis 1920 war Geo Davidson Präsident des Genoa Cricket & Football Clubs (CFC Genua), der von mehreren Briten 1893 gegründet worden war und als ältester noch existierender italienischer Fußballverein gilt. Spielort des Vereins war anfangs die Radrennbahn Velodromo delle Gavette, die der Società Ligure Ginnastica Cristoforo Colombo gehörte.[5] Zielstrebig begann Davidson, die Infrastruktur sowie den Spielerkader des Vereins auszubauen; als Trainer war zuvor schon der Engländer William Garbutt verpflichtet worden.[6]

Davidson warb Spieler anderer Vereine, wie etwa den Nationalspieler Renzo De Vecchi, verbotenerweise mit einem Handgeld ab. Dies kam heraus, weil zwei dieser Spieler – Aristodemo Santamaria und Enrico Sardi – von Davidson unterzeichnete Schecks bei einem Bankkassierer einlösten, der zum Konkurrenzverein SG Andrea Doria gehörte und den Vorfall meldete.[7] Es kam zu einem Prozess vor dem italienischen Fußballverband Federazione Italiana Giuoco Calcio (FIGC), der jedoch mit einem Freispruch für Davidson und seinen Verein endete. Die beiden Spieler wurden für zwei Jahre gesperrt und mussten eine Geldstrafe zahlen; die Sperre wurde später auf die Hälfte reduziert. Dieses Urteil war eine richtungweisende Entscheidung: Sie wird als Beginn des professionellen Fußballs in Italien angesehen und in ihrer Tragweite mit der Bosman-Entscheidung aus dem Jahre 1995 verglichen.[8]

Villa Davidson und Asilo Infantile Adelina Davidson

Von 1909 bis 1910 ließ Davidson für seine Familie (Ehefrau Adelina und zwei Töchter) in Borgo Fornari von dem bekannten italienischen Architekten und Bildhauer Gino Coppedè eine Sommervilla im Jugendstil errichten, die als architektonisch bedeutsam gilt und heute noch in privatem Besitz ist.[9]

Nicht weit entfernt von der Villa Davidson ließ die Familie annähernd zeitgleich einen Kindergarten errichten, der ursprünglich Asilo Regina Elena hieß. Architekt dieses Gebäudes war ebenfalls Gino Coppedè, der sich am Stil der Familienvilla orientierte. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Gebäude als Generalquartier für die deutsche Wehrmacht. Später wurde der Kindergarten nach Geo Davidsons Gattin Adelina Davidson, die in der Kriegszeit verstarb, in Asilo Infantile Adelina Davidson umbenannt. Über der Eingangstür des Kindergartens befinden sich zwei Figurinen spielender Mädchen, welche Geo Davidsons Töchter Giorgina und Helen darstellen.[10]

Schon 1904 hatte Coppedè auf dem britischen Teil des Monumentalfriedhofs Staglieno ein Grabmal, die Tomba Davidson, für die Familie geschaffen; dort liegt Geo Davidson auch beerdigt.[11]

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Davidson war Mitinhaber des Schiffsausstattungsunternehmens Davidson & Rhode. Siehe: [1] und [2] Der Sohn des Mitbegründers Alan Rhode heiratete eine Tochter von Geo Davidson. Die Firma bestand bis 1993.
  2. Bei der Gründung des italienischen Radsportverbandes im Jahre 1884 wird Davidson als Vertreter dieses Vereins aufgeführt. Siehe: Archivlink (Memento vom 20. Februar 2011 im Internet Archive)
  3. Offizieller Bericht der Olympischen Sommerspiele 1924 (PDF; 23,0 MB)
  4. terrediportofino.eu (Memento vom 2. Dezember 2015 im Internet Archive) (italienisch) 2011 war dieser Verein an der Organisation der Festivitäten zur dritten Etappe des Giro d’Italia 2011 beteiligt. Siehe: [3] Die Feierlichkeiten fielen jedoch aus, weil auf dieser Etappe der belgische Radrennfahrer Wouter Weylandt tödlich verunglückte. Der Verein organisiert auch das Rennen Mailand-Rapallo, das 2011 zum 53. Mal ausgetragen wurde. Vorsitzende des Vereins ist Davidson Ur-Enkelin Isabella Rhode.
  5. fondazionegenoa.com (italienisch)
  6. Uncovering Italy – The Origins Of Calcio And The Tale Of William Garbutt auf thehardtackle.com v. 9. November 2011 (englisch)
  7. Marco Oliveri: Nel 1913 il Genoa viene processato per aver contravvenuto al regolamento federale contro il professionismo. www.tuttomercatoweb.com, 13. Juli 2010, archiviert vom Original am 5. Februar 2015; abgerufen am 6. September 2023 (italienisch). 
  8. rsssf.org (englisch)
  9. altavallescrivia.it (italienisch)
  10. liguria.beniculturali.it (PDF; 94 kB)
  11. piazzadellafiera.altervista.org@1@2Vorlage:Toter Link/www.piazzadellafiera.altervista.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.

Weblinks

  • Geo Davidson in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Geschichte des Genoa Cricket & Football Clubs (italienisch)
  • Foto von Geo Davidson auf vegiazena.it (italienisch)

1885 Giuseppe Loretz | 1886 Geo Davidson | 1887–1889 Gilberto Marley | 1890 Carlo Braida | 1891 Ambrogio Robecchi | 1892 Luigi Cantu | 1893 Giuseppe Moreschi | 1896 Giovanni Da Montelatico | 1906–1908 Giovanni Cuniolo | 1909, 1911 Dario Beni | 1910 Emilio Petiva | 1913, 1914, 1919–1925 Costante Girardengo | 1926–1929 Alfredo Binda | 1930–1934 Learco Guerra | 1935, 1937, 1940, 1952 Gino Bartali | 1936 Giuseppe Olmo | 1938 Olimpio Bizzi | 1939 Mario Vicini | 1941 Adolfo Leoni | 1942, 1947, 1949, 1955 Fausto Coppi | 1943 Mario Ricci | 1945 Severino Canavesi | 1946 Aldo Ronconi | 1948 Vito Ortelli | 1950 Antonio Bevilacqua | 1951, 1953, 1954 Fiorenzo Magni | 1956 Giorgio Albani | 1957, 1958 Ercole Baldini | 1959 Diego Ronchini | 1960, 1962 Nino Defilippis | 1961 Arturo Sabbadin | 1963 Bruno Mealli | 1964 Guido De Rosso | 1965, 1966 Michele Dancelli | 1967 Franco Balmamion | 1968, 1972 Felice Gimondi | 1969 Vittorio Adorni | 1970, 1971, 1976 Franco Bitossi | 1973, 1974, 1977 Enrico Paolini | 1975, 1979, 1981 Francesco Moser | 1978, 1982, 1988 Pierino Gavazzi | 1980 Giuseppe Saronni | 1983, 1989 Moreno Argentin | 1984 Vittorio Algeri | 1985, 1986 Claudio Corti | 1987 Bruno Leali | 1990 Giorgio Furlan | 1991, 1995 Gianni Bugno | 1992 Marco Giovannetti | 1993, 1994 Massimo Podenzana | 1996 Mario Cipollini | 1997 Gianni Faresin | 1998 Andrea Tafi | 1999, 2002 Salvatore Commesso | 2000 Michele Bartoli | 2001 Daniele Nardello | 2003, 2006 Paolo Bettini | 2004 Cristian Moreni | 2005 Enrico Gasparotto | 2007, 2010, 2011 Giovanni Visconti | 2008 Filippo Simeoni | 2009 Filippo Pozzato | 2012 Franco Pellizotti | 2013 Ivan Santaromita | 2014, 2015 Vincenzo Nibali | 2016, 2020 Giacomo Nizzolo | 2017 Fabio Aru | 2018 Elia Viviani | 2019 Davide Formolo | 2021 Sonny Colbrelli | 2022 Filippo Zana | 2023 Simone Velasco

Personendaten
NAME Davidson, Geo
ALTERNATIVNAMEN Davidson, George (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG italienischer Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 6. September 1865
GEBURTSORT Letham, Vereinigtes Königreich
STERBEDATUM 21. Februar 1956
STERBEORT Rapallo