Franz Josef von Saurau

Franz Graf Saurau, Lithographie von Friedrich Lieder und Alois von Saar
Franz Josef Graf Saurau, Ölbild von Heinrich Friedrich Füger

Graf Franz Josef von Saurau, auch Franz Joseph von Saurau (* 19. September 1760 in Wien; † 9. Juni 1832 in Florenz) war ein österreichischer Politiker aus dem Adelsgeschlecht Saurau. Das Geschlecht der Saurau ist mit den Familien Goëss und Mayr-Melnhof verwandt.

Herkunft

Franz Josef war direkter Nachkomme des jüngsten Sohnes Siegmund Friedrich des Landeshauptmannes der Steiermark Karl Graf von Saurau (1587–1648). Seine Eltern waren Graf Maria Karl von Saurau (1718–1778) und Maria Antonia Gräfin Daun (1735–1778), eine Tochter des Grafen Heinrich Joseph von Daun (1678–1761).

Leben

Seine erste Erziehung erhielt er durch einen Jesuitenpater, die abschließende Reifeprüfung erfolgte an der Theresianischen Ritterakademie in Wien. Er trat früh in den Staatsdienst ein und arbeitete bei den Vorbereitungen des „Josephinischen Katasters“ mit. 1789 amtierte er als Stadthauptmann von Wien, im folgenden Jahr fungierte er bereits als Regierungspräsident dieser Stadt und kurz darauf als Finanz- und Polizeiminister Wiens. Graf Saurau machte gemeinsam mit dem Wiener Polizeichef Graf Johann Anton Pergen 1794 von sich reden, als beide die Schauprozesse gegen eine Gruppe von Demokraten auf die Beine stellten. Er leitete dabei die Untersuchungen, die zu der Aufdeckung der Jakobinerverschwörung führten. In der Folge gab es mehrere Hinrichtungen, darunter des Österreichers Franz Hebenstreit und des Ungarn Ignaz Martinovics, und über 50 schwere Kerkerstrafen (unter anderem gegen Andreas Riedel). Die Anklage basierte vor allem auf Interpretationen von den Ideen der Angeklagten und Aussagen von Spitzeln. Pergen und Saurau gehörten mit ihren anti-revolutionären Praktiken zu den Vorläufern des späteren österreichischen Staatskanzlers Metternich.

Graf Saurau war seit 1795, als Nachfolge des Grafen von Sauer, Regierungspräsident von Niederösterreich und einer der wichtigsten Berater Kaiser Franz II. Als die Franzosen 1797 vorrückten, organisierte er den Widerstand in Wien und übernahm darauf bis 1801 das Ministerium für Finanzen. 1801 fungierte er als kaiserlicher Vertreter bei der Krönung Alexander I. in Sankt Petersburg. Nach mehreren Jahren in kleineren Ämtern wurde er 1810 mit dem Titel des Statthalters von Wien beehrt. Später war er Gouverneur der Lombardei (in Königreich Lombardisch-Venetien) und wurde 1817 zum Botschafter in Madrid berufen. Von 1817 bis 1831 amtierte er als Oberster Kanzler in der Wiener Stadtregierung.[1] Ab 1823 hatte er das Amt des Leiters der Österreichischen Hofkanzlei inne.

Im Jahr 1830 wurde zum Botschafter in Florenz (Großherzogtum Toskana, am Hofe des Habsburgers Leopold II.) ernannt, wo er auch 1832 starb.

Familie

Saurau heiratete im Jahr 1794 die Gräfin Maria Antonia von Lodron (1767–1839), Witwe des Ignaz Dominik von Chorinsky (1729–1792). Die Ehe war kinderlos. Er hatte aber einen Stiefsohn den Grafen Johann Baptist von Chorinsky († 1813).

Leistungen und Würdigungen

Heute wird er meist im Zusammenhang der Entstehung der ursprünglichen österreichischen Kaiserhymne[2] genannt. Er beauftragte Joseph Haydn mit der Komposition, der eben aus England zurückgekehrt war und dort die tiefe Wirkung des God Save the King kennengelernt hatte.[3] Das Lied sollte zu Propagandazwecken gegen die Französische Revolution und ihre, auch in Wien bekannten, Lieder eingesetzt werden. Es wurde Kaiser Franz II. am 12. Februar 1797 als Geburtstagsüberraschung vorgestellt.

Weitere Verdienste Sauraus waren die Planung und der Bau des Wiener Neustädter Kanals und progressive Vorschläge zur Modernisierung des Schulwesens und einer Effizienzsteigerung im Beamtenwesen.

Überdies hatte er bedeutenden Anteil am Aufbau der Steiermärkischen Landesbibliothek.

Die Universität Pavia ernannt ihn 1817 zum Doktor der Philosophie.[4]
Er war in den 1780er Jahren Mitglied der Prager Freimaurerloge Wahrheit und Einigkeit sowie der Wiener Loge Zur wahren Eintracht.

Ihm zu Ehren benannte Carl Ludwig von Willdenow eine von ihm 1801 erstmals beschriebene Pflanzenart.[5] Der von Willdenow vorgeschlagene Name Saurauja wurde letztlich zu Saurauia abgeändert. Willdenow war Leiter des botanischen Gartens zu Berlin und bekam über Baron von der Lühe aus dem Garten von Schönbrunn in Wien durch die Genehmigung von Graf Saurau Exemplare einer Saurauia-Art. Zum Dank benannte Willdenow die neue entdeckten Pflanzengattung nach Graf von Saurau.[6][7]

Literatur

Weblinks

Commons: Franz Josef Graf Saurau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Walter Brunner: Schloss Premstätten, Graz 1989, S. 193.
  2. Österreich und die Haydnhymne (PDF; 259 kB) von Juni 2009, abgerufen am 26. September 2009.
  3. Franz Josef Graf von Saurau, ein Charakterbild seiner Zeit. Inauguraldissertation, Universität Graz, 1948, S. 35 ff.
  4. Wiener Zeitung, zitiert nach Aarauer Zeitung, Nr. 43, 9, April 1817, S 214, Sp. 2 (Digitalisat).
  5. Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin: Neue Schriften. 3.1801, 407, t. 4.
  6. R. D. Hoogland, R. E. Schultes, D. D. Soejarto: Proposal for the Conservation of the Generic Name 5109 Saurauia Willdenow (1801) against Saurauja Willdenow (1801). In: Taxon. Band 26, 1 (Febr.). Wien 1977, S. 147–148, doi:10.2307/1220231. 
  7. Franz Karl Just: Franz Josef Graf von Saurau, ein Charakterbild seiner Zeit. Inauguraldissertation, Universität Graz, 1948, S. 51 ff.
Präsidenten des Erzherzogtums Österreich unter der Enns (1782 bis 1809)
(Vorgänger: Joseph Johann Nepomuk Graf von Herberstein)

Johann Anton Graf von Pergen | Wenzel Graf Sauer von und zu Ankenstein | Franz Josef Graf von Saurau | Jakob Reichsfreiherr von Wöber zu Hagenberg | Joseph Thaddäus Vogt Freiherr von Sumerau | Joseph Karl Graf von Dietrichstein | Ignaz Karl Graf von Chorinsky | Ferdinand Graf von Bissingen und Nippenburg

(Nachfolger: Franz Josef Graf von Saurau)
Landmarschälle der Niederösterreichischen Landstände (1454 bis 1848)
(Vorgänger: Bernhard Graf von Schaunberg)

Bernhard Graf von Schaunberg  | Jörg von Kuenring | Jörg von Pottendorf | Michael Graf von Maidburg-Hardegg | Christoph (III.) von Liechtenstein von Nikolsburg | Benesch von Ebersdorf | Wilhelm von Puchheim | Kaspar von Volkensdorf | Christoph von Puchheim | Georg von Puchheim | Wolfgang von Rogendorf | Wilhelm von Puchheim | Christoph Freiherr von Eyczing | Andreas von Puchheim | Joachim Freiherr von Schönkirchen | Johann Wilhelm Freiherr von Rogendorf | Ludwig Freiherr von Schönkirchen | Sigismund Freiherr von Lamberg-Ortenegg-Ottenstein | Georg Bernhard von Urschenbeck | Seyfried Christoph von Breuner | Hans Balthasar (der Ältere) Graf von Hoyos | Sigmund Adam von Traun | Johann Franz Trautson Graf zu Falkenstein | Georg Achaz Graf von Losenstein | Ernst Graf von Abensperg und Traun | Ferdinand Max Graf von Sprinzenstein | Hans Balthasar (der Jüngere) Graf von Hoyos | Franz Maximilian Graf von Mollart 1690

Otto Ehrenreich Reichsgraf von Abensperg und Traun-Meissau | Alois Thomas Raimund Graf von Harrach zu Rohrau | Ferdinand Leopold Graf von Herberstein | Friedrich August Gervasius Graf von Harrach | Ferdinand Bonaventura Anton Graf von Harrach | Karl Ferdinand Graf von Königsegg-Rothenfels-Erps | Johann Wilhelm von Trautson, Fürst von Falkenstein | Johann Anton Graf von Pergen | Leopold Christoph Graf von Schallenberg | Johann Franz Anton Graf von Khevenhüller-Metsch | Ludwig von Cavriani | Karl Graf von Zinzendorf und Pottendorf | Franz Joseph von Saurau | Joachim Egon Landgraf von Fürstenberg-Weitra | Johann Nepomuk Graf von und zu Trauttmansdorff-Weinsberg | Joseph Karl Graf von Dietrichstein | Johann Peter II. Graf von Goëss | Albert Graf von Montecuccoli-Laderchi

(Nachfolger: Franz Joseph Graf von Beroldingen)
Statthalter des Erzherzogtums Österreich unter der Enns (1809 bis 1918)

Franz Joseph Graf von Saurau | Ignaz Karl Graf von Chorinsky | Augustin Reichmann Freiherr von Hochkirchen | Alois Graf von Ugarte | Franz Graf von Klebelsberg | Johann Adam Talatzko Freiherr von Gestieticz | Anton Raimund Graf von Lamberg | Joseph Wilhelm Freiherr von Eminger | Karl Johann Joseph Prinz von Lobkowitz | Anton Halbhuber Freiherr von Festwill | Gustav Ignaz Graf von Chorinsky | Philipp Weber von Ebenhof | Sigmund Conrad von Eybesfeld | Ludwig Possinger Freiherr von Choborski | Erich Graf von Kielmansegg | Friedrich Freiherr Bourguignon von Baumberg | Erich Graf von Kielmansegg | Richard Graf von Bienerth-Schmerling | Oktavian Regner Freiherr von Bleyleben

(Nachfolger: Leopold Steiner)
Normdaten (Person): GND: 117019496 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 121755012 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Saurau, Franz Josef von
ALTERNATIVNAMEN Saurau, Franz Joseph von
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Politiker aus dem Adelsgeschlecht Saurau
GEBURTSDATUM 19. September 1760
GEBURTSORT Wien
STERBEDATUM 9. Juni 1832
STERBEORT Florenz