Haus Ruhrort

Dieser Artikel befasst sich mit dem Ruhrorter Verwaltungsgebäude, genannt Tausendfensterhaus. Für die gleichnamige zerstörte Burganlage siehe Kasteel Ruhrort.
Haus Ruhrort (Tausendfensterhaus) im April 2014

Das Haus Ruhrort, im Volksmund Tausendfensterhaus genannt, wurde ab 1922 als Verwaltungsgebäude für das Montan-Unternehmen Rheinische Stahlwerke in Duisburg-Ruhrort, Ruhrorter Straße 187, auf dem zugeschütteten Teil des Werfthafens gebaut. Die gleichförmigen Fensterreihen gaben dem Haus seinen Spitznamen, tatsächlich hat es insgesamt 510 Fenster.

Baugeschichte

Schon 1920 setzten die Planungen für den Neubau der Hauptverwaltung der Rheinische Stahlwerke AG ein, weil der Personalbestand erheblich angewachsen war. Nachdem der Architekt Heinrich Blecken als Baudirektor des Unternehmens ein bauliches Konzept aufgestellt hatte und das Grundstück in Ruhrort erworben war, wurde bereits im Oktober 1921 eine vorläufige Baugenehmigung beantragt und erteilt. Zur Gestaltung der Fassaden des Neubaus lobte das Unternehmen kurze Zeit später einen beschränkten Architekturwettbewerb aus, zu dem die damals prominenten Architekten Peter Behrens, German Bestelmeyer, Paul Bonatz, Wilhelm Kreis und Emil Fahrenkamp für ein festes Honorar eingeladen wurden. Da nicht alle eingereichten Entwürfe bekannt sind, bleibt unklar, ob die 1922 von Blecken aufgestellten Ausführungspläne darauf aufbauten oder einen völlig eigenständigen Entwurf darstellten. Stilistisch zählt die Architektur zum Backsteinexpressionismus.

Im Januar 1922 begann man mit den Erdarbeiten, im Dezember 1922 wurde die Grundsteinlegung gefeiert. Durch Inflation und Ruhrbesetzung kam es zu erheblichen Schwierigkeiten, ebenso sind verschiedene Planänderungen während der Bauausführung dokumentiert. Erst im September 1925 wurde das Gebäude im Rohbau fertiggestellt. Daran schloss sich zunächst der Ausbau des Haupteingangs, des Vestibüls und der Oberlichthalle an. Bei Gründung der Vereinigte Stahlwerke AG 1926 brachte die Rheinische Stahlwerke AG einen großen Teil ihrer Betriebe und Anlagen in diesen neuen Konzern ein, dazu gehörte auch das noch nicht fertiggestellte Verwaltungsgebäude. Durch die mit dem Zusammenschluss verbundene Rationalisierung hatte die Vereinigte Stahlwerke AG jedoch keine Verwendung für den Neubau. Die Bauarbeiten für den inneren Ausbau der Büroflächen begannen deshalb erst zwei Jahre später, als sich neuer Raumbedarf ergab, beschränkten sich aber zunächst auf einen kleinen Teil des Gebäudes. Erst 1936 war der Innenausbau vollendet, dabei war der größte Teil der Büroflächen an Fremdfirmen und an öffentliche Einrichtungen vermietet.

Mit Beginn des Luftkrieges gegen das Ruhrgebiet wurde in den Kellern des als relativ sicher geltenden Gebäudes ein Schlafsaal mit Feldbetten errichtet, in dem Ruhrorter Kinder die Nächte ohne ihre Eltern verbringen mussten. In den Bombennächten wussten beide Seiten nicht, wer überlebte. Im späteren Kriegsverlauf ersetzte die Kinderlandverschickung diese Maßnahme. Die Feldbetten wurden bei den rund 300 und zeitweise täglich kommenden Bombenangriffen auf Duisburg als Lazarett für die vielen Verwundeten benutzt. Als Ruhrort ab 6. März 1945 von der Homberger Rheinseite aus intensiv mit Artillerie beschossen wurde, um restliche deutsche Truppen vor der Rheinüberquerung zu vertreiben, füllte sich das Lazarett ein letztes Mal. In der Not der Nachkriegsjahre wurden Wohnungen für Ausgebombte und Flüchtlinge eingerichtet, Phasen des Leerstands folgten.[1]

Sanierung und Nutzung

1992 wurde das inzwischen unter Denkmalschutz gestellte, leerstehende Gebäude von der Haus-Ruhrort-Gesellschaft erworben, deren Träger die Duisburger Wohnungsgesellschaft Gebag und die Firma Haniel sind. Bis 1993 wurde es nach Plänen des Architekten Harald Deilmann grundlegend saniert und modernisiert. Die Stahlskelettbauweise ermöglichte es, alle Innenwände zu entfernen und Büroräume nach modernen Standards einzubauen. Die zwei ursprünglich offenen Innenhöfe wurden 1996 mit Glasdächern versehen; die entstandenen Atrien sind begrünt und mit künstlichen Wasserläufen oder -spielen versehen.

Lange Jahre waren das Finanzamt und das Lokalradio die Mieter. Die Räume wurden danach an verschiedene Firmen, Gastronomie und eine Augenklinik vermietet.

Literatur

  • Brigitte Ingeborg Schlüter: Verwaltungsbauten der Rheinisch-Westfälischen Stahlindustrie 1900–1930. Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn 1991, S. 300–319. (mit Daten und anderen Einzelheiten zur Baugeschichte)
  • Arbeitsgemeinschaft Arch Ruhrgebiet, Stadt Duisburg (Hrsg.): Architektur in Duisburg. Wohlfarth-Verlag, Duisburg 1994, ISBN 3-87463-214-8, S. 72 f. (mit Hinweis auf Planung von Harald Deilmann)

Weblinks

Commons: Tausendfensterhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Willi Mohrs: Das Tausendfensterhaus in Ruhrort - Konzernzentrale ohne Konzern. 7. Juni 2013, abgerufen am 12. September 2023 (deutsch). 

51.4505176.739018Koordinaten: 51° 27′ 1,9″ N, 6° 44′ 20,5″ O

Route der Industriekultur – Besucherzentren, Ankerpunkte, Themenrouten ! ! !

Besucherzentrum und Ankerpunkte (von West nach Ost): | Zechenpark Friedrich Heinrich | Museum der Deutschen Binnenschifffahrt | Innenhafen Duisburg | LVR-Industriemuseum Oberhausen | Landschaftspark Duisburg-Nord | Gasometer Oberhausen | Aquarius-Wassermuseum | St.-Antony-Hütte | Villa Hügel | Nordsternpark | Welterbe Zeche Zollverein und Kokerei Zollverein | Zeche Ewald | Chemiepark Marl | Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen | Henrichshütte | Jahrhunderthalle Bochum | Umspannwerk Recklinghausen | Deutsches Bergbau-Museum | Zeche Nachtigall | Schiffshebewerk Henrichenburg | DASA | Kokerei Hansa | Zeche Zollern II/IV | Hohenhof | Freilichtmuseum Hagen | Lindenbrauerei Unna | Maximilianpark Hamm

Themenrouten (aufsteigend nach Nummern): 1. Duisburg: Stadt und Hafen | 2. Industrielle Kulturlandschaft Zollverein | 3. Duisburg: Industriekultur am Rhein | 4. Oberhausen: Industrie macht Stadt | 5. Krupp und die Stadt Essen | 6. Dortmund: Dreiklang Kohle, Stahl und Bier | 7. Industriekultur an der Lippe | 8. Erzbahn-Emscherbruch | 9. Industriekultur an Volme und Ennepe | 10. Sole, Dampf und Kohle | 11. Frühe Industrialisierung | 12. Geschichte und Gegenwart der Ruhr | 13. Auf dem Weg zur blauen Emscher | 14. Kanäle und Schifffahrt | 15. Bahnen im Revier | 16. Westfälische Bergbauroute | 17. Rheinische Bergbauroute | 18. Chemie, Glas und Energie | 19. Arbeitersiedlungen | 20. Unternehmervillen | 21. Brot, Korn und Bier | 22. Mythos Ruhrgebiet | 23. Parks und Gärten | 24. Industrienatur | 25. Panoramen und Landmarken | 26. Sakralbauten | 27. Eisen & Stahl | 28. Wasser: Werke, Türme und Turbinen | 29. Bochum – Industriekultur im Herzen des Reviers | 30. Gelsenkirchen | 31. Route Industriekultur und Bauhaus | per Rad

Route der Industriekultur – Themenroute 1: Duisburg: Stadt und Hafen !

Museum Küppersmühle | Hafenanlagen | Holzgracht | Werhahnmühle | Speichergracht | Hafenwohnanlagen Duisburg | Kindertagesstätte Hansegracht | Hansegracht | Faktorei 21 | Duisburger Hafenforum | Speicher Allgemeine | Portsmouth Damm und Hafennordseite | Eurogate | Sparzentrale | Duisburger Holzhafen | Seniorenzentrum | Garten der Erinnerung | Jüdisches Gemeindezentrum | Fußgängerbrücke und Marina | Stadtmauer | Kultur- und Stadthistorisches Museum | Stadtarchiv | Schwanentorbrücke | Kontorhaus | Polizeitechnische Dienste | Steiger Schwanentor – Hafenrundfahrt Duisburger Häfen | Steiger Schifferbörse | Gildeplatz-Hafenstraße | Dammstraße | Ehemaliges Rathaus | Neumarkt | Fabrikstraße | Bergiusstraße | Vinckeplatz | Tausendfensterhaus | Karlsplatz | Friedhof – Grabstätte Haniel | Friedrichsplatz | Fürst-Bismarck-Straße | Friedrich-Ebert-Brücke | Eisenbahnhafen | Museum der Deutschen Binnenschifffahrt  | WerfthafenBunkerhafen | Vinckekanal und duisport Duisburger Hafen AG | Freihafen | Karl-Lehr-Brücke | Rheinorange | Ölinsel, Kohleninseln, Schrottinsel | Schiffswerften: Meidericher Schiffswerft, Ruhrorter Schiffswerft und Triton-Werft | Kohlenkipperfundament | Ruhrschleuse und Ruhrwehr | Monopol-Schleppdienst, Schleppamt Duisburg | Schleuse Meiderich

Route der Industriekultur – Themenroute 27: Eisen & Stahl !

Duisburg:  Alsumer Berg  | August Thyssen-Hütte | Thyssen-Werksbahn | Alte Thyssen-Hauptverwaltung | Neue Thyssen-Hauptverwaltung | Matenatunnel | Haus Hartenfels | Tausendfensterhaus | ArcelorMittal Werk Ruhrort (vormals Phoenix-Hütte) | Landschaftspark Duisburg-Nord   | DK Recycling | DEMAG (heute Siemens) | Klöckner Silberpalais | Tiger & Turtle | ThyssenKrupp Steel Grobblechwalzwerk in Hüttenheim | Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) | Siedlung Hüttenheim | Krupp Hüttenwerke Tor 1 | Beamtensiedlung Bliersheim und Casino Krupp | Margarethensiedlung  | Brücke der Solidarität | Oberhausen:  Siedlung Eisenheim | Siedlung Grafenbusch | Gasometer Oberhausen | Werksgasthaus der Gutehoffnungshütte | Gusseiserner Eingangsbogen der Gutehoffnungshütte | Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte | Hauptverwaltung der Gutehoffnungshütte | Turbinenhalle | Siedlung Ripshorster Straße | HOAG-Bahntrasse | St. Antony-Hütte | Mülheim an der Ruhr:  Friedrich Wilhelms-Hütte | Mannesmannröhren-Werke | Villa Josef Thyssen | Villa Fritz Thyssen | Essen:  ThyssenKrupp Quartier | Stammhaus Krupp | Ehemalige Krupp-Hauptverwaltung | Tiegelgussdenkmal | Colosseum Theater | Ehemaliges Press- und Hammerwerk | Lokomotivfabrik und Werksbahn Krupp | Widia-Fabrik | Alfred-Krupp-Denkmal an der Marktkirche | Gedenkstein Walkmühle | Villa Hügel | Familienfriedhof Krupp | Margarethenhöhe | | Halbachhammer Eisenhammer im Deilbachtal | Schloss Landsberg | Gelsenkirchen:  Ehemaliges Verwaltungsgebäude Gussstahlwerk | Schalker Verein, Torhäuser | Ehemaliges Verwaltungsgebäude Thyssen-Draht | Bochum:  Bochumer Verein Verkehrstechnik | Jahrhunderthalle Bochum | Westpark | Colosseum | Mechanische Werkstätten des Bochumer Vereins | Siedlung Stahlhausen | Erzbahn | Villa Baare | Bochumer Verein, Werk Stahlindustrie | Bochumer Verein, Werk Höntrop | Rombacher Hütte | Stahlwerke Bochum | Opel (mit dem Werk Bochum I) | Hattingen:  Henrichshütte | Gartenstadt Hüttenau | Witten:  Steinhauser Hütte | Edelstahlwerk Witten | Berger-Denkmal | Haus Berger | Edelstahlfabrik Lohmann | Wetter:  Burg Wetter | DEMAG Cranes | Dortmund:  Verwaltungsgebäude Union | DASA – Arbeitswelt Ausstellung | Gräber der Familie Hoesch auf dem Ostfriedhof | Westfalenhütte | Hoesch-Museum | Phoenix West | Hörder Burg | Phoenix-See | Weichenbauhalle der ehemaligen Maschinenfabrik Deutschland | Hagen/Ennepe-Ruhr-Kreis:  Haus Harkorten | Harkortsche Kohlenbahn | Freilichtmuseum Hagen | Deutsche Edelstahlwerke, Werk Hagen | ThyssenKrupp Hohenlimburg | Kaltwalzindustrie im Nahmertal | Industrie-Museum Ennepetal | Krenzer Hammer | Straßenindustriemuseum Ennepetal | Fröndenberg:  Kettenschmiedemuseum | Lünen:  Kantine Westfalia | Hamm:  Böhler Welding | Westfälische Drahtindustrie